Der frühere Erste Oberbereiter der Spanischen Hofreitschule in Wien, Klaus Krzisch, bleibt bei seiner Kritik an der berühmten Traditionseinrichtung. Dass ein von der Tochter des Aufsichtsratsvorsitzenden erworbener Lipizzaner ("Maestoso Fantasca") bei vielen Vorführungen im Einsatz war, habe keinen Vorteil für die Hofreitschule dargestellt, zeigte sich er und sein Anwalt Dominik Konlechner in einer Pressekonferenz überzeugt. Gefordert wurden zudem grundlegende Reformen.

Die Hofreitschule hat zuletzt ein Wirtschafts-und Rechtsgutachten in der Causa vorgelegt. Laut diesem sind sowohl der Verkauf des Hengstes als auch der in weiterer Folge abgeschlossene Einstellungsvertrag zu marktüblichen Bedingungen erfolgt. Kritisiert wurde lediglich, dass Teile der Abmachungen nur mündlich vereinbart worden sind. Die Tochter des mittlerweile zurückgetretenen Aufsichtsratvorsitzenden Johann Marihart hatte den Hengst 2013 um 12.000 Euro von der Hofreitschule gekauft.

Scharfe Kritik

Einer, der sich in diesem Zusammenhang an die Staatsanwaltschaft gewandet hat, ist der ehemalige Erste Oberbereiter Klaus Krzisch. Der inzwischen pensionierte Beamte wurde schon vor Jahren dienstfrei gestellt - weil er die Zustände dort kritisierte habe, wie er heute erzählte. Auch an den aktuellen Vorfällen lassen er und sein Anwalt kaum ein gutes Haar.

Die Tochter des Aufsichtsratschef habe als "einzige Frau der Welt" einen Lipizzaner reiten dürfen, der an Vorführungen teilgenommen habe. Dies sei sonst nur Bereiterinnen und Bereitern erlaubt. Selbst der Königin von Belgien sei eine derartige Bitte nicht gewährt worden, wurde heute betont. Auch wenn das Pferd für (mehr als 170, Anm.) Aufführungen zur Verfügung gestellt wurde, sei der Hofreitschule nie ein Vorteil entstanden, wurde beteuert.

"Tiefer liegende Ursache"

Denn die Besitzerin hätte den Lipizzaner jederzeit veräußern können. Wenn alle Pferde Privaten gehören würden, "dann gibt man alles aus der Hand, was die Hofreitschule ausmacht", beklagte Anwalt Konlechner. Er zeigte sich zudem überzeugt, dass eine Bereiterin der Besitzerin Reitstunden geben musste. Dies sei nicht auf Initiative der Mitarbeiterin selbst erfolgt, zeigt er sich überzeugt.

Auch die Darstellung, dass die Ausbildung den Marktwert des Tieres nicht erhöht habe, wird angezweifelt. Berichtet wurde von Lipizzanern, die um bis zu 40.000 Euro verkauft worden seien. Dies wären deutlich mehr als die 12.000 Euro, die beim Ankauf gezahlt wurden, gab man zu bedenken.

"Der Fall ist nur ein Symptom einer tiefer liegenden Ursache", konstatierte Konlechner. Die Ausgliederung im Jahr 2000 sei ein Fehler gewesen, versicherte er. Damals sei von einer Selbsterhaltungsfähigkeit ausgegangen worden. "Das ist eine Grundannahme, die falsch ist", beteuerte er. Eine barocke Reitschule samt Gestüt sei nicht wirtschaftlich zu betreiben - denn sonst würde es Hunderte davon geben.

Der Jurist sowie Ex-Bereiter Krzisch forderten, die Spanische Hofreitschule aus dem Landwirtschaftsministerium aus- und in das Kunststaatssekretariat einzugliedern. Die Basissubvention müsse mindestens 2 Mio. Euro pro Jahr betragen, befanden sie. Zugleich solle der Verwaltungs- und Geschäftsführungsapparat reduziert werden. Auch ein verbesserter Kündigungsschutz der inzwischen großteils nicht mehr beamteten Bereiterinnen und Bereiter wurde urgiert.