Eine Frau ist am Dienstag wie berichtet tot in ihrem Kellerabteil in Wien-Brigittenau entdeckt worden. Nun liegt auch das Obduktionsergebnis vor: "Tod durch Ersticken", berichtete Polizeisprecher Markus Dittrich am Mittwoch. "Das heißt, ein Fremdverschulden liegt vor. Dementsprechend werden die Ermittlungen weitergeführt." Nach dem Lebensgefährten wird weiter gefahndet. Es wird vermutet, dass er sich ins Ausland abgesetzt hat, sein Auto wurde am Flughafen gefunden. Der 64-jährigen Mann besitzt die kanadische und iranische Staatsbürgerschaft.  

Laut der Tageszeitung "Der Standard" hatte sich der Mann ein Flugticket in den Iran gekauft - für sich alleine. "Es hat Reisedatenerfassungen gegeben und man hat feststellen können, dass er sich ein Ticket in den Iran gekauft hat und scheinbar die Reise angetreten hat", bestätigte Polizeisprecher Dittrich. Der 64-Jährige besitzt die kanadische und iranische Staatsbürgerschaft.

Da nun feststeht, dass die 60-Jährige ermordet wurde, ist ein weiterer Femizid zu beklagen. Laut einer Aufzählung der Autonomen  österreichischen Frauenhäuser sind damit in Österreich bereits 30 Frauen von ihren (Ex-)Partnern in diesem Jahr getötet worden.

Im Zuge der Erhebungen war am Dienstag die Wohnung der Frau in Wien-Brigittenau und das dazugehörige Kellerabteil mit einem Polizeidiensthund durchsucht worden. Im Keller führte der Hund die Ermittler dann zu einer unter einigen Gegenständen liegenden, leblosen Person. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod der Frau feststellen.

Letzter Kontakt am 19. November

Der Kontakt der 60-Jährigen mit ihrer 30-jährigen Tochter brach bereits am 19. November ab. Als die Frau zwei Tage später immer noch nichts von ihrer Mutter hörte, ging sie zur Polizei. Die Beamten fragten in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen, ob sich die 60-Jährige dort aufhalten würde. Auch ihr Umfeld und ihre Wohnung wurden durchsucht, aber alles brachte zunächst keine Erkenntnis.

Auch nach dem Pkw sei in der Wohnumgebung gesucht worden, ebenfalls ergebnislos. Eine Anfrage bezüglich der Ortung des Wagens sei im Gang gewesen. Laut "Standard" fanden schließlich Freunde und Bekannte der Toten das Fahrzeug am Wiener Flughafen in Schwechat und meldeten es den Ermittlern. Bei der Staatsanwaltschaft hatte die Polizei eine Anordnung eingeholt, um die Konten des 64-Jährigen einsehen zu können.

Sonderbare Whatsapp-Nachrichten

In dem Zeitungsartikel wurde auch geschildert, dass mehrere Personen aus dem Bekanntenkreis der Familie am Tag der Sicherstellung des Fahrzeuges am Flughafen Nachrichten via Whatsapp erhalten hätten. "Weißt du schon was über (Name der Mutter)", sei da gestanden, hieß es. "Check the Shortage, I'm sorry" - zu Deutsch: "Check die Knappheit, Es tut mir leid", habe jemand an den Sohn der Verstorbenen geschrieben. Die Kinder glaubten, dass das der Mann ihrer Mutter sei, unter einer falschen Nummer. Und dass er sich vertippt habe. Statt "Shortage", so glaubten sie laut "Standard", wollte er "Storage" schreiben - Lagerraum.  onseiten der Polizei gab es auf APA-Nachfrage keine Bestätigung über diese Whatsapp-Nachrichten. Die Geschwister hätten auch selbst im Keller nachgesehen,"leider nicht gründlich genug", wurden sie im "Standard" zitiert.

Tote war bewusst versteckt

Am Dienstagvormittag, gegen 10.45 Uhr, durchsuchten schließlich Polizeibeamte mit einem Diensthund erneut das Wohnhaus der Frau. Der Hund führte die Ermittler schließlich zu der Toten, die im Kellerabteil unter Gegenständen vergraben lag. "Die Leiche der Frau wurde bewusst so versteckt, dass man wirklich aktiv danach suchen musste. Man musste Reifen und Decken wegräumen, sie war sehr gut verborgen", schilderte Dittrich. Ein Verwesungsgeruch sei nicht feststellbar gewesen. Wann genau die Frau gestorben ist, war vorerst nicht bekannt. "Der genaue Todeszeitpunkt liegt mir nicht vor", so der Polizeisprecher.

Laut einer Polizei-Aussendung von Mittwochvormittag werden nach der erfolgten Obduktion nun weitere Untersuchungen durchgeführt. Diese beinhalten auch die zweifelsfreie Klärung der Identität.

Vorwürfe gegen die Polizei

Im "Standard" erhoben die Angehörige auch Vorwürfe gegen die Polizei. Zehn Tage lang sei trotz eindeutiger Hinweise und mehrmaliger Kontaktaufnahmen zu wenig und zu langsam ermittelt worden, beklagten der Sohn und die Tochter des Opfers. Die Polizei bestreitet das mit Verweis auf die vorgenommen Ermittlungsschritte und betonte: "Dem Akt ist zu entnehmen, dass die Ermittler in regelmäßigem Kontakt mit den Angehörigen, insbesondere der Tochter des Opfers, waren und sie über die Ermittlungsschritte informiert haben."