Übergriffe auf Kinder gibt es in Kindergärten, Schulen und Freizeitvereinen, die diesbezüglichen Schutzkonzepte heimischer Organisationen seien "ausbaufähig", so die Bilanz des EU-Projektes "Safe Places". Es benötige bundesweite Standards für Einrichtungen, die mit Kindern arbeiten, eine unabhängige Stelle für Kinderrechte und mehr Ressourcen, forderten ECPAT Österreich, die Österreichischen Kinderschutzzentren und das Netzwerk Kinderrechte bei einer Pressekonferenz in Wien.

"Es gibt so viele Bereiche, die geregelt sind, im Job und in der Freizeit. Am Arbeitsplatz wird zum Beispiel die psychologische Gesundheit von Arbeitnehmern evaluiert - für Kinder gibt es so etwas aber nicht. Wir brauchen etwas Vergleichbares beim Thema Kinderschutz", sagte Astrid Winkler von der "Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung". Diesem Gedanken folgend hatte sie 2018 das EU-geförderte Projekt "Safe Places" ins Leben gerufen.

Kinderschutzkonzepte erarbeitet

"Wir haben es geschafft, auf das Thema aufmerksam zu machen und haben gemeinsam mit anderen Kinderschutzvereinen Präventionskonzepte entwickelt, die wir an Organisationen weitervermitteln", berichtete Winkler. Interessenten gebe es viele. Winkler konstatierte eine "Pandemie in Bezug auf Gewalt an Kindern". Zuletzt habe die Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen bei "Safe Places" angedockt. Mit der Einrichtung, in deren Aufgabenbereich auch die Unterbringung unbegleiteter minderjähriger Asylsuchender fällt, seien Kinderschutzkonzepte erarbeitet und umgesetzt worden.

Das Erarbeiten von Konzepten sei besonders deshalb nicht einfach, weil es in Österreich kein bundesweit einheitliches Kinderschutzgesetz gebe, betonte Helmut Sax vom Netzwerk Kinderrechte. "Es gibt zwar ein Gesetz im Bund, aber das besteht lediglich aus Überschriften." Die Inhalte seien durch die Verschiebung der Kompetenzen auf Länderebene im Jahr 2019 von Bundesland zu Bundesland sehr verschieden. Es sei aber nötig, Vorschriften und Qualitätsstandards für Organisationen, die mit Kindern arbeiten, österreichweit zu definieren. "Von staatlicher Seite braucht es verpflichtende Regelungen, Kinderschutzkonzepte müssen schon bei der Gründung von Kinder-Einrichtungen ein notwendiges Qualitätskriterium werden", sagte Sax. "Denn wer Kinder anderen zur Betreuung überlässt, soll sich eine bestimmte Qualität erwarten dürfen. Das gilt bei Fußballvereinen, beim Balletttraining, in Schulen und Kindergärten."

Plattform auf die Beine gestellt

Weil Kinderschutz Ländersache ist, sei es auch kompliziert, an Fördermittel zu kommen, berichtete Martina Wolf, Geschäftsführerin der Österreichischen Kinderzentren. Doch nur wenn genügend Ressourcen zur Verfügung stünden, hätten die verschiedenen betroffenen Organisationen auch die Möglichkeit, Konzepte zum Thema Kindersicherheit umzusetzen. Die Kinderzentren hätten deshalb die "Plattform Kinderschutzkonzepte" auf die Beine gestellt. Dort werden Einrichtungen aufgelistet, die sich mit dem heiklen Thema beschäftigt haben und den Standards des Projektes "Safe Places" entsprechen. Das soll einerseits Ansporn für andere Organisationen sein, sich mit Kinderschutz auseinanderzusetzen, "es soll in Zukunft aber auch eine Zertifizierung sein und Auskunft geben: Wie sicher ist mein Kind in einer Organisation, einem Kurs, einem Ferienlager und so weiter", sagte Wolf - und potenziellen Geldgebern, sei es der Staat oder ein privater Financier - die Wichtigkeit des Themas aufzeigen.