Immer schneller, immer aktueller: Weil sich das Leben der Österreicher beschleunigt und man faktisch via Handy ständig informiert und  erreichbar ist, wird dies immer mehr auch zu einem Problem im Straßenverkehr. 35 Prozent aller Verkehrsunfälle in den vergangenen fünf Jahren sind laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) auf Ablenkung zurückzuführen - seit Jahren schon die Hauptunfallursache in Österreich.

Eine Befragung mit rund 1200 Teilnehmern und die aktuelle KFV-Verkehrsbeobachtung von etwa jeweils 10.000 Fußgängern und Radfahrern lassen vermuten, dass das Problem sogar noch zunimmt: Immer mehr Verkehrsteilnehmer sind unaufmerksam.

Im Vergleich zu einer Studie vor fünf Jahren hat sich der Anteil der abgelenkten Radfahrer mehr als verdoppelt: 17 statt 8 Prozent wurden jetzt erhoben. Bei den Fußgängern stieg im selben Zeitraum die Zahl von 30 auf 37 Prozent.  Fußgänger sind meist mit dem Telefonieren beschäftigt, die Radler vor allem mit Telefonieren und Musikhören.

Die befragten Autofahrer geben an,  dass vor allem der Anteil der Beschäftigung mit digitalen Geräten stark zugenommen hat - allen voran das Telefonieren mit Freisprecheinrichtung (2021: 66
Prozent, 2016: 50 Prozent) und das Bedienen von Radio- und Entertainmentsystemen (2021: 61 Prozent, 2016: 42 Prozent).

Einen Rückgang gab es bei Nebentätigkeiten wie intensiven Gesprächen (2021: 64 Prozent, 2016: 76 Prozent) oder Nachdenken/Grübeln (2021: 51 Prozent, 2016: 71 Prozent). Das Lesen und Verfassen von Texting-Nachrichten wie SMS oder WhatsApp wird von Pkw-Lenkern weitaus häufiger zugegeben als noch im Jahr 2016 (Lesen: 2021: 27 Prozent, 2016: 13 Prozent; Verfassen: 2021: 23 Prozent, 2016: sieben Prozent). Auch unter Fußgängern und Radfahrern gab es einen Anstieg an Nennungen in Bezug auf die Nutzung digitaler Geräte.

Jeder sechste der Befragten gibt zu, dass er bereits mindestens einmal durch Ablenkung in eine extrem kritische Situation geraten ist. Und ein Drittel gibt an, in eine brenzlige Lage geraten zu sein, weil eine andere Person abgelenkt war.

"Telefonieren am Steuer ohne Freisprecheinrichtung lässt das Unfallrisiko für Lenkende etwa um das Fünffache ansteigen", warnte Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV. Beim Schreiben von Textnachrichten steige die Gefahr sogar um das 23-fache an.

Ein Erklärvideo des KFV zum Thema Ablenkung