Wer in seinem Wäscheschrank noch kein „persönliches“ Taschentuch von Kaiser Franz Joseph I. verwahrt, bekommt am Donnerstag die Chance, ein cremefarbenes Tüchlein aus Leinenbatist im Wiener Dorotheum zu ersteigern. Rufpreis: 400 Euro. Die Summe dürfte sich vervielfachen, wie die Vergangenheit erahnen lässt. Jahr für Jahr bietet das legendäre „Pfandl“, wie das 1707 als „Versatzamt“ gegründete Auktionshaus im Volksmund genannt wurde, unter dem Titel „Kaiserhaus“ kaiserliche und erzherzogliche Gemälde, wie auch Gebrauchsgegenstände aus Habsburgs Haus- und Hofhaltung an.

Spitzenpreise erzielen besonders Utensilien von Kaiser Franz Joseph und Gemahlin Elisabeth, bekannt als „Sisi“. Ein Zwicker des Kaisers, ein „persönlicher Zwicker“, wie betont wird, erzielte im Vorjahr 20.300 Euro, der Schätzwert war mit 3500 Euro ausgewiesen. Eine „persönliche“ Melone des Monarchen ging für 25.300 Euro an einen neuen Besitzer. Es existiert ein Foto von Franz Joseph und Elisabeth, eines der letzten von beiden, bei einem Spaziergang im bayerischen Kurort Bad Kissingen, bei dem der bürgerlich gekleidete Kaiser Melone trägt.

Dass alles seine Ordnung hat, es sich tatsächlich um „Originale“ handelt, bestätigt ein handschriftliches, gesiegeltes Zertifikat, das etlichen Versteigerungsobjekten beiliegt. Ausgestellt von Eugen Ketterl, von 1894 bis zum Tod von Franz Joseph kaiserlicher Kammerdiener. Die Habsburger bezahlten ihr Personal bescheiden, dafür gestattete der Herrscher seinem Leibkammerdiener, Aussortiertes zu verwerten. Wobei Franz Joseph nicht so schnell aussortieren ließ – er galt als sparsam. Uniformen trug er noch, wenn die Ärmel Abnützungsspuren zeigten. Aber konkret ist Abnützung durch den Kaiser begehrt. Ein Paar schwarzer Socken, aus Seide, versteht sich, war einem Interessenten 1792 Euro wert. Ob es sich um getragene Socken handelte, verschweigt die Chronik.

Ein schlichtes Taschentuch des Langzeit-Kaiser brachte immerhin 1216 Euro ein. Taschentücher finden sich auch diesmal wieder in der Auktion. Der Bedarf des Monarchen an Taschentüchern dürfte kein unerheblicher gewesen. Joseph Roth berichtet in seinem Roman „Der Radetzkymarsch“ vom Nasentröpfchen des greisen Habsburgers. Die hellbraunen Hauspatschen mit roter Seide gefüttert, die Roth freilich nicht erwähnte, füllten 2018 die Auktionskasse mit 11.250 Euro.

Auch Kaiserin hoch im Kurs

Wie ihr Gemahl, steht auch Kaiserin Elisabeth hoch im Kurs, jedenfalls ihre Hinterlassenschaft oder Bilder von ihr. Man kennt das berühmte Gemälde von Franz Xaver Winterhalter, das die Kaiserin mit ihrem langen Haar, verziert mit den Diamantsternen des Hofjuweliers Köchert, darstellt. Ein Bild nach diesem berühmten Porträt erstand ein erfolgreicher Bieter um 19.050 Euro, bei einem Schätzwert von bis zu 4000 Euro. Elisabeths mit Diamanten besetzte Geschenkbrosche für „Erzsi“, Tochter von Kronprinz Rudolf und einzige Enkelin des Kaiserpaares, später bekannt als sozialistische „Rote Erzherzogin“, war da für 10.240 Euro geradezu wohlfeil. Das 53-teilige versilberte Reisebesteck der Kaiserin, geschätzt auf 2000 Euro, wurde auf 22.800 Euro hochgesteigert, eine silberne vierteilige Teegarnitur mit Krone und Monogramm „E“ auf 94.000, ein Paar Handschuhe auf 15.000 Euro.

Es kommt wieder Persönliches von Habsburg und Co. unter den Hammer. Wie ein kaiserliches Schreibzeug, Visitenkarten, Kuverts, Zigarrenspitzen, oder Teller. Den Vogel jedoch, um es salopp zu formulieren, schoss 2013 ein uniformähnlicher Morgenmantel des Kaisers ab: 160.000 Euro bracht der „Bonjourl“ ein, allerdings nicht in Wien, sondern in München.