Regelmäßiges Testen ist nach wie vor das wichtigste Werkzeug zur Bekämpfung der Pandemie. Genügend Test-Infrastruktur sollte in Österreich nach über einem Jahr vorhanden sein – möchte man meinen.

In Vösendorf südlich von Wien, wo sich die beliebte Shopping City Süd befindet, hat man den Zutritt zur dortigen Teststraße nun aber explizit eingeschränkt. “Aufgrund der nur beschränkten Testressourcen können wir leider keine Bürger aus Wien und auch keine Mitarbeiter von Wiener Firmen testen lassen”, steht auf einer Tafel vor dem Kultursaal, in der die Teststraße zu finden ist.

“Daneben befindet sich sogar noch ein zweites Schild, auf dem steht, dass die Teststraße nur für Bürgerinnen und Bürger aus Vösendorf zugänglich ist”, erzählt Stephan Bartosch. Der niederösterreichische Grün-Aktivist war am Montag auf der Suche nach einer Testmöglichkeit und hielt das Warnschild an alle Besucher aus der Bundeshauptstadt auf Twitter verwundert fest. Aber woher rührt die Ablehnung? Der Andrang aus Wien war zuletzt einfach zu groß, heißt es aus dem Vösendorfer Gemeindeamt.

Insbesondere Wiener Betriebe, die sich im Rahmen der Berufsgruppentests einmal pro Woche testen lassen müssen, hätten die Teststraße überlastet. “Wir würden wirklich gerne alle testen, aber es ist für uns nicht schaffbar, dass ganze Betriebe von Wien nach Vösendorf kommen, um ihr Personal testen zu lassen”, sagt die stellvertretende Amtsleiterin Simone Plank. Für die freiwilligen Helfer sowie die Gemeindebediensteten, die dann für andere Tätigkeiten nicht zur Verfügung stehen, sei die Tätigkeit zu einer “wahnsinnigen Belastung” geworden. Eine Erweiterung der Teststraße hält sie aufgrund der personellen Ressourcen nicht für möglich.

Rare Testkapazitäten? Kopfschütteln in Wien

Warum so viele Wiener Firmen den Weg ausgerechnet Vösendorf antreten, um sich testen zu lassen? “Weil in Wien die Testkapazitäten auch sehr rar sind und das Personal so möglichst schnell weiterarbeiten kann. Für den Betrieb ist es schwierig, wenn das Personal eineinhalb Stunden in einer Teststraße feststeckt”, sagt Plank. Außerdem würden auch andere niederösterreichische Gemeinden vor dem Problem stehen, dass “ganze Busse von Betrieben” ihre Teststraße aufsuchen würden.

Aussagen, die in Wien für Kopfschütteln sorgen. “Die Teststraßen in der Stadt sind derzeit zwischen 50 und 60 Prozent ausgelastet. Niemand wartet in Wien derzeit eineinhalb Stunden auf einen Test”, so ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Wie es zur Überlastung in Vösendorf kommt, kann man sich daher nicht erklären. “In Wien können sich alle testen lassen, die hier leben, arbeiten oder sich nur kurzfristig aufhalten. Mit den Teststraßen in Schönbrunn, Oberlaa und beim Schloss Neugebäude in Simmering befinden sich zudem mehrere Wiener Testmöglichkeiten in Autobahn-Nähe”, heißt es aus dem Büro des Stadtrats.

Stephan Bartosch konnte sich am Montag doch noch testen lassen, obwohl er nicht aus Vösendorf kommt. Laut der Website von “Niederösterreich testet” ist es, im Gegensatz zur Beschilderung in Vösendorf, möglich, einen Test in einer anderen niederösterreichischen Gemeinde durchzuführen. Grundsätzlich richtet sich die Aktion an alle Bürger mit Haupt- oder Nebenwohnsitz bzw. Arbeitsstätte in Niederösterreich.

“Dass man überhaupt versucht, über Schilder Leute abzuschrecken und davon abzuhalten, sich testen zu lassen, finde ich dennoch sehr komisch”, sagt Bartosch, der hofft, dass das Land Niederösterreich stattdessen auf die offensichtlich knappen Kapazitäten reagiert. “Die Pandemie beschäftigt uns immerhin seit über einem Jahr. Es kann nicht sein, dass das am Ende am Föderalismus scheitern soll.”