Der zweite Tag der Massentests in großen Teilen Österreichs hat am Samstag keinen großen Ansturm auf die heimischen Teststationen gebracht. Das Besucheraufkommen war stellenweise rege - so etwa in Graz in der Früh - bis zu schwach. Unterdessen scheinen die technischen Probleme beim Anmeldesystem behoben. Die Positivrate bei den Massentests war bisher niedrig. Bei den PCR-Tests wurden insgesamt 3.444 Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden in Österreich gemeldet.

In Wien war wie in Vorarlberg und Tirol der zweite Tag der Massentests im Gange. Laut Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hatten bis Samstagmittag rund 24.000 Menschen für den heutigen Tag einen Termin gebucht. Die Kapazität der drei Wiener Stationen ist auf bis zu 150.000 Testwillige pro Tag ausgelegt. Was die freien Kapazitäten anbelangt, so gab Hacker zu, dass er nicht mit einem Ansturm auf die Massentests gerechnet hat: "Ich habe mir sowieso sehr wenig erwartet." Grund dafür ist die bereits sehr hohe Testdichte in der Stadt - allein im November seien 200.000 Testungen durchgeführt worden. "Aber ich gebe zu, dass 25.000 an einem Tag noch weniger ist, als ich eigentlich erwartet habe."

Laut einem Bundesheer-Sprecher gab es in Wien keine Probleme: "Der Betrieb funktioniert reibungslos", hieß auf APA-Anfrage. Auch das IT-System, das am Freitag ausgefallen war, funktionierte wieder. Hacker gab auch Ergebnisse der im Zuge der Massentests durchgeführten PCR-Tests bekannt: Die Positivrate lag bei 0,16 Prozent.

Wenige Testwillige in Tirol

Auch Tirol startete am Samstag in den zweiten Tag der Massentests, allerdings fanden sich zunächst nur wenige Testwillige. Der Kufsteiner Bürgermeister Martin Krumschnabel etwa zeigte sich gegenüber der APA "enttäuscht". Am zweiten Tag sei an allen sechs Teststandorten bisher "ganz wenig Betrieb", die Testwilligen "tröpfeln" nur ein. Woran das liege, sei ihm "schleierhaft". Relativ Ernüchterndes hörte man auch aus der Landeshauptstadt Innsbruck. "Der Zulauf ist bisher gering, mau", sagte die Sprecherin von Bürgermeister Georg Willi (Grüne) der APA. Es tröpfle eher nur so dahin. Bisher seien nur 2.000 Menschen zu den Teststationen gekommen. Zum Vergleich: Am Freitag waren es zum selben Zeitpunkt 6.000. Bei bisher mehr als 76.000 Tests ab Freitag lag die Rate positiver Ergebnisse bei 0,3 Prozent.

Zufrieden über das bisherige Testaufkommen zeigte man sich aber in Vorarlberg. Bis Samstagnachmittag hatten in Vorarlberg 82.533 Personen an den Corona-Massentests teilgenommen. 322 der Tests (0,39 Prozent) erbrachten ein positives Ergebnis. Bis Samstagabend standen über 10.000 weitere Testungen an. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) appellierte ein weiteres Mal an die Bevölkerung, die Testmöglichkeit wahrzunehmen. Für Sonntag standen knapp 9.000 Anmeldungen zu Buche - getestet wird morgen bis 17.00 Uhr. Die Anmeldequote für alle drei Tage lag Samstagmittag bei 27,7 Prozent (95.619 Personen).

In der Steiermark, wo wie in fünf anderen Bundesländern die Tests für Schul- und Kindergartenpädagogen starteten, lief das Programm ruhig an. Harald Eitner, Leiter der steirischen Fachabteilung für Katastrophenschutz, sagte, die elektronische Anmeldung habe funktioniert, es sei ein guter Testlauf für die Massentests für die Bevölkerung nächstes Wochenende. Vor Beginn des Testens am Krampustag seien alle rund 700 steirischen Helfer auf Covid-19 getestet worden, alle negativ.

Bundesheer fleißig dabei

Das Bundesheer hat am Samstag mit den Testungen des Personals von Schulen und Kindergärten in Niederösterreich begonnen. Etwa 900 Soldaten und zivile Bedienstete des Militärs waren gemeinsam mit Freiwilligen und Sanitätern der Rettungsorganisationen an 29 Standorten mit insgesamt 71 Teststraßen im Einsatz, teilte das Bundesheer am Samstag mit. Mit Stand Samstagfrüh hatten sich 24.730 der rund 36.000 Schul- und Kindergarten-Mitarbeiter für eine Untersuchung angemeldet.

Mit den Testungen von Schul- und Kindergartenpersonal wurde auch in Nieder- und Oberösterreich, im Burgenland, in Kärnten und in Salzburg begonnen. Probleme wurden nirgends gemeldet, obwohl der Andrang teils rege war. So waren in Niederösterreich gut zwei Drittel der 36.000 Schul- und Kindergartenmitarbeiter angemeldet, in Oberösterreich 27.000 der insgesamt 38.000. Kärnten meldete bis 3.000 getestete Mitarbeiter aus dem Bildungsbereich, bei 6.500 Anmeldungen. Theoretisch könnten 13.000 Mitarbeiter zu den Tests kommen. Im Burgenland haben sich 7.000 von 8.000 Schul- und Kindergartenmitarbeitern angemeldet.

Entsprechend erfreut zog Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) Zwischenbilanz über die vom Bundesheer mitorganisierten Tests. "Rund 200.000 Menschen haben sich bereits testen lassen und bei hunderten Menschen hat der Antigen-Test positiv angeschlagen", sagte sie. Man habe bereits hunderte Infektionsketten durchbrochen, weil Menschen, die von ihrer Infektion nichts wussten, getestet worden seien.

PCR-Test Entlastung für Positive

Allerdings dürften viele der bei den Massentests positiv Getesteten schon bald aufatmen können. Denn wie MedUni-Wien-Vizerektor Oswald Wagner Samstag früh im Gespräch mit der APA ausführte, könnten bis zu 50 Prozent von ihnen mittels des genaueren PCR-Tests wieder entlastet werden. Dennoch hält Wagner die Schnelltests für absolut sinnvoll und tritt nicht nur für eine Wiederholung ein sondern will die Teilnahme über Vergünstigungen erhöhen.

Wagner unterstützt auch den Vorstoß von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner bezüglich Corona-Heimtests. In einer schriftlichen Stellungnahme plädierte sie dafür, dass sich die Österreicher künftig zwei Mal pro Woche selbst testen. Die Materialien dafür sollten kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Möglich sei die Ausweitung zunächst durch Antigentests und danach durch "sehr leicht anwendbare" Papierstreifentests. Diese neue Testmöglichkeit, die für Laien sehr einfach zu handhaben sei, stehe kurz vor der Zulassung: "Sie ist kostengünstig, benutzerfreundlich und liefert rasch das Ergebnis." Die Regierung wäre gefordert, diese neuen Tests so rasch wie möglich in sehr großer Menge zu beschaffen.

Unterdessen hat die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten in Österreich am Samstag die Marke von 300.000 überschritten. Seit Beginn der Pandemie wurde SARS-CoV-2 bisher 300.689 Mal bei Personen in Österreich nachgewiesen. Nach den Zahlen von Innen- und Gesundheitsministerium kamen in den vergangenen 24 Stunden 3.444 Neuinfektionen dazu. Österreichweit sind bisher 3.757 Menschen an oder mit dem Coronavirus verstorben und 249.441 sind wieder genesen.

Lockdown war erfolgreich

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) wertete die sinkenden Werte als Beleg dafür, dass der Lockown wirkt. Die Zahl der aktiven Fälle sei in den vergangenen sieben Tagen um 23 Prozent, die Zahl der Hospitalisierungen um fast zehn Prozent, die Zahl der Personen in Intensivbetreuung um sechs Prozent gesunken. Anschober wies aber darauf hin, dass "die Einkaufstage und die Feiertage (...) nach dem Ende des Lockdowns ein Risiko" seien. Er appellierte, weiter vorsichtig zu sein und die Grundregeln - Mindestabstand, Mund-Nasen-Schutz und Vermeidung von Menschenansammlungen - einzuhalten