Monatelang hat die Oberkärntnerin Jacqueline Kircher, die in Graz lebt, hart dafür gekämpft, ihren langjährigen Lebenspartner Maxwel Owen Williams aus den USA wieder nach Österreich zu holen. Seit Jänner haben sich die beiden aufgrund der Corona-Bestimmungen nicht mehr gesehen. Lange gab es keine Klarheit, was mit Paaren passiert, die aus unterschiedlichen Ländern kommen. Im Netz stieß Kircher dann auf die internationale Kampagne #LoveIsNotTourism und schloss sich dieser an. Schließlich reagierte die Politik auf die Anfragen vieler Verliebter. In der letzten Nationalratssitzung vor der Sommerpause kam es zu einer Klarstellung dieser Thematik. Um einen Lebenspartner sehen zu können, darf man nach Österreich einreisen – auch aus Ländern, aus denen die Einreise ansonsten nicht möglich ist, wie etwa den USA. Diese Ausnahmeregelung gilt auch für unverheiratete Paare. Wie das Sozialministerium präzisiert, fällt die Einreise von Lebenspartnern unter „berücksichtigungswürdige Gründe“. Weder ein Gesundheitszeugnis sei vorzuweisen, noch müsse man sich bei Einreise in Quarantäne begeben.


Das ließ bei Kircher und ihrem Partner Hoffnung aufkeimen. Für den 22. Juli wurde ein Flug gebucht. Die Vorfreude war groß. Umso größer dann aber auch die Enttäuschung, als am Flughafen in Chicago die Ernüchterung folgte.

Das sind die Probleme


Denn vor der Einreise
muss dem Personal am Flughafen bereits im Ausland nachgewiesen werden, dass man sich in einer Beziehung befindet. Mit „schriftlichen Belegen, die eine Lebenspartnerschaft dokumentieren“, so das Sozialministerium. Dies könnten etwa E-Mails, die Meldung am gleichen Wohnsitz, eine Passkopie des Partners oder ein Zulassungsschein für das gleiche Fahrzeug sein. „Das ist alles sehr schwammig. Das war leider ein Problem“, erzählt Kircher. Zudem wussten die Beamten am Flughafen in den USA nichts von dieser Ausnahmegenehmigung. Der US-Amerikaner, der seinen Lebensmittelpunkt schon seit drei Jahren in Graz hat, durfte nicht ins Flugzeug. Und das trotz offizieller Erlaubnis der Behörden. 1700 Euro hat das Paar für den Flug bezahlt. Ob und wann es eine Rückerstattung gibt, ist fraglich.


Von Problemen mit Fluglinien und internationalen Behörden berichten auch andere Pärchen. Hintergrund ist offenbar, dass an Flughäfen auf Informationen der International Air Transport Association (IATA) zugegriffen wird, um die Einreisebestimmungen der jeweiligen Länder zu kontrollieren. Die österreichische Ausnahmeregelung ist dort aber niemals angekommen.
„Der Leidensdruck bei den Betroffenen ist sehr groß und nachvollziehbar. Um eine schnelle Lösung zu erzielen, hat Bundesministerin Leonore Gewessler (Grüne) bereits Kontakt mit Airlines aufgenommen, um die Ausnahmeregelung für nicht verheiratete und nicht verpartnerte Paare nochmals klarzustellen“, heißt es dazu aus dem Verkehrsministerium.


Dass das reichen wird, bezweifelt Kircher allerdings: „Mit E-Mails, Fotos und Dokumenten auf Deutsch kann das Bodenpersonal im Ausland wenig anfangen.“ Sie fordert, dass Österreich eine eidesstattliche Erklärung oder ein offizielles Dokument in Englisch ausstellt, das den Beziehungsstatus belegt. „Andere Länder wie Dänemark haben das schon vorgemacht“, erklärt die Kärntnerin. Nächste Woche wird ihr Lebenspartner erneut versuchen, nach Österreich einzureisen. Diesmal mit Austrian Airlines. Kircher hofft, dass dort die Ausnahmeregelung mittlerweile angekommen sei.