Der starke Anstieg beim Verkauf von Pestiziden in Österreich von 2011 bis 2018 ist zu einem gewissen Ausmaß dem steigenden Bioanteil in der österreichischen Landwirtschaft geschuldet. Wie der aktuelle "Grüne Bericht" des Umweltministeriums vom Vorjahr aufzeigt, waren 2018 über 50 Prozent der rund 5.300 Tonnen für die biologische Produktion zugelassen - ein Viertel davon in Form von Kohlendioxid.

Am gestrigen Mittwoch erläuterte die europäische Statistikbehörde, dass der Verkauf von Pestiziden in Österreich laut Eurostat von 2011 bis 2018 um 53 Prozent gestiegen ist. Dem "Grünen Bericht" des Landwirtschaftsministeriums ist in diesem Zusammenhang zu entnehmen, dass die Verkaufsmenge an chemisch-synthetischen Wirkstoffen im Jahr 2018 um 2,8 Prozent auf 2.515 Tonnen zurückgegangen ist: "Der Anteil (...) für die biologische Produktion gelisteten Wirkstoffe betrug 2018 insgesamt 2.773,3 Tonnen oder 52,4 Prozent." Die Landwirtschaftskammer wies in diesem Kontext auf den steigenden Bioanteil in der österreichischen Landwirtschaft hin.

Schutz für Bio-Pflanzen

Ein Teil des Anstiegs im Bereich Kupfer und Schwefel ist mit der Zunahme der biologisch bewirtschafteten Flächen zu begründen. Allerdings zeigen die Zahlen des "Grünen Bericht" von 2017 auf 2018 auch einen Anstieg bei Schwefel um 40,8 Prozent. In diesem Zeitraum sei die Bio-Landwirtschaft nur um etwa fünf Prozent (Acker plus 5,6 Prozent, Weingärten plus Prozent, Obstanlagen plus drei Prozent) gewachsen, hieß es in einer Stellungnahme von Bio Austria. Diese Tatsache zeige, dass kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Bio-Flächenwachstum und Zunahme von Pestizid-Einsatz gegeben ist, so der Branchenverband.

Ausgehend vom Jahr 2014 ist die in Verkehr gebrachte Menge bei den Pestiziden - also Fungiziden, Insektiziden sowie Herbiziden - jedenfalls bis 2018 nahezu gleichbleibend bis leicht fallend. Und die Zunahmen in den restlichen Bereichen sind fast ausschließlich dem CO2 zuzuschreiben: So reduzieren sich die 2.773,3 Tonnen Bio-Wirkstoffe für 2018 sich nach Abzug der sogenannten inerten Gase auf 1.433,3 Tonnen. CO2 wurde laut Josef Siffert, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer Österreich, erstmalig seit 2016 in der Statistik angeführt, und macht 2018 mit 1.340 Tonnen bereits mehr als ein Viertel der Pflanzenschutzmittel aus.

Das CO2, es wird laut dem LK-Referatsleiter für Pflanzliche Erzeugnisse nicht extra hergestellt, sondern entsteht als Nebenprodukt, werde zum sauerstoffdichten Abschluss verwendet, damit zum Beispiel ein Apfel länger frisch bleibt oder Saatgut vor Befall geschützt werden kann. Und in der Liste der registrierten Pflanzenschutzmittel, die auf der Homepage des Bundesamts für Ernährungssicherheit veröffentlicht werden, finden sich zudem auch Nützlinge wie Schlupfwespen oder Raubmilben.

Kupfer und Schwefel

"Es ist ein Faktum, dass auch Biopflanzen geschützt werden müssen", wenn man Lebensmittel ohne Verpilzungen und Gifte wie etwa Mykotoxinen erzeugen wolle, hieß es in einem Statement gegenüber der APA. Im Biolandbau wird in diesem Fall zu Kupfer- und Schwefelpräparaten gegriffen, deren Einsatz von 2011 bis 2018 um 70 Prozent gestiegen sei. Siffert erläuterte gegenüber der APA, dass diese Mittel nicht nur von den ausgewiesenen Biobauern eingesetzt, sondern zunehmend auch in der konventionellen Landwirtschaft gegenüber herkömmlichen Pestiziden bevorzugt werden.

In der biologischen Landwirtschaft werden laut Angaben von Bio Austria jedoch nur auf etwa sechs bis sieben Prozent der Fläche Pflanzenschutzmittel verwendet - mehr als 90 Prozent der Bio-Flächen seien demnach frei von jeglicher derartigen Anwendung. Der Bio-Trend setzte sich 2018 jedenfalls fort. Im Vergleich zu 2017 erhöhten sich die Bioflächen um rund 17.000 Hektar auf 637.805 Hektar: Rund ein Viertel der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Österreich wurde damit biologisch bewirtschaftet.