Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat einen Plan zum Ausbau des Mehrwegsystems in Österreich erarbeitet. Unter der Leitung zweier Experten wurden zehn Punkte festgelegt, wie der von der Regierung geplante Anstieg der Mehrwegquote erreicht werden kann. So könnten viele Ressourcen eingespart und die Umwelt geschont werden, hieß es bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien.

"Wir müssen endlich die ständig wachsenden Müllberge reduzieren", sagte Lisa Panhuber, Konsumexpertin von Greenpeace. Aktuell werden laut ihr nur rund 28 Prozent aller PET-Flaschen nach einmaliger Verwendung wieder zu neuen Flaschen verwertet, was aber mit großem Aufwand verbunden sei. Mehrwegbehälter könnten dagegen bis zu 40 Mal wiederbefüllt werden. "Der Umstieg auf Mehrweg ist möglich und dringend nötig", sagte sie.

Wie dieser Umstieg genau funktionieren soll, haben der Abfall-Experte und ehemalige Universitäts-Professor Gerhard Vogel sowie Christian Pladerer vom Österreichischen Ökologie-Institut in einer neuen Studie erarbeitet. "Wir glauben, dass ein ökonomisches Anreizsystem für den Ausbau von Mehrwegsystemen notwendig ist", sagte Pladerer. Zudem steht für die Forscher eines fest - es braucht regionale Mehrwegsysteme, um durch kurze Transportwege die Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Zudem sind rein vom Umweltschutz her PET-Mehrwegflaschen jenen aus Glas vorzuziehen. Diese gebe es in Österreich jedoch seit 2009 nicht mehr.

"Noch vor 20 Jahren wurde Bier zu über 85 Prozent und Mineralwasser zu 65 Prozent in Mehrwegflaschen verkauft", sagte Werner Hochreiter von der Arbeiterkammer (AK). Hochreiter wünscht sich neben einer verpflichtenden Mehrwegquote für Unternehmen auch die gesetzliche Verankerung einer Kennzeichnungspflicht. Nur so können Konsumenten im Supermarkt in Zukunft Einweg- und Mehrwegflaschen auf einen Blick unterscheiden.

Zur Erhöhung der Mehrwegquote hat sich auch die österreichische Bundesregierung bekannt. Im Regierungsprogramm fixierte sie, "verbindliche gesetzliche Rahmenbedingungen insbesondere auch für Getränkeverpackungen" schaffen zu wollen. Die Studienautoren fordern deshalb beispielsweise eine Mehrwegquote von 50 Prozent bis 2030. "Recycling ist sicher die zweitbeste Option, um Umweltschutz zu betreiben, aber das erfüllt die Rohstoffsicherung nicht", erklärte Vogel.

Auch Sylvia Hofinger vom Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs der Wirtschaftskammer äußerte sich in einer Aussendung zur Studie. "Mehrweg ist in bestimmten Fällen sinnvoll, darf aber kein Selbstzweck sein, wenn andere Alternativen nachhaltiger sind", sagte sie. Auch deshalb sieht Hofinger einen Ausbau von Sammlungs- und Sortierungsanlagen für Kunststoff als sinnvoller und kostengünstiger an als einen kompletten Umbau der Verpackungslandschaft.