Bye-bye Britain! Mit dem Abschied Großbritanniens aus der europäischen Familie wird auch das Leben von in Österreich lebenden Briten komplizierter. Zumindest rechnen viele damit. Ein Weg, mögliche Probleme zu umgehen, ist die Staatsbürgerschaft zu wechseln, um den EU-Pass nicht zu verlieren. Seit dem Brexit-Referendum im Juni 2016 sind die Einbürgerungen britischer Staatsbürger in Österreich stark gestiegen.

Lag die Zahl der Einbürgerungen britischer Staatsbürger 2015 und 2016 laut Statistik Austria noch bei je zehn, verdoppelten sich die Verleihungen im Jahr 2017 auf 24. 2018 kam es erneut beinahe zu einer Verdoppelung: 44 Briten wurden Österreicher. Sie waren 2018 damit hinter Deutschland (274) und Italien (52) die drittgrößte Gruppe Eingebürgerter aus den alten EU-Ländern, also jenen vor der Erweiterung 2004.

Die Reaktionen der Briten in Österreich fallen jedenfalls genauso unterschiedlich aus, wie im Königreich. Für einige ist der Austritt überfällig, andere hingegen ärgern oder schämen sich für das Votum ihrer Landsleute.

Amy Haveron: "Nicht alle haben so viel Glück wie ich"

"Ich habe Glück, weil ich aus Nordirland komme und einen britischen und irischen Pass habe. Zudem habe ich einen sicheren Arbeitsplatz hier. Aber ich kenne viele Briten in Österreich und anderen Ländern, die weniger Glück haben. Auch wenn man ihnen versichert, dass sie sich nicht sorgen müssen, glaube ich, dass nicht alles reibungslos ablaufen wird. Ich bin schon gespannt, welche Komplikationen der Brexit noch bringt. Auch was die nordirische Grenze betrifft. Es ist hart zu sehen, wie sich meine Heimat selbst zerstört und niemand weiß, was als Nächstes passiert."

Amy Haveron, Lehrerin

Henry Briscoe: "Schottland soll EU-Mitglied werden"

"Ich bin vor vielen Jahren aus Schottland nach Österreich gekommen und man hat mich hier toll aufgenommen. Ich könnte auch jederzeit die österreichische Staatsbürgerschaft annehmen, aber ich bin Brite und würde das gerne bleiben. Mich ärgert die Unsicherheit, die der Brexit verursacht. Ich glaube, es wird bald wieder ein schottisches Unabhängigkeitsreferendum geben. Und ich hoffe, dass Schottland dann ein eigenständiges EU-Mitglied wird."

Henry Briscoe, Uni-Lektor

Mark Buckley: "Notfalls ziehen wir nach England"

"Auf meine Familie hat der Brexit bisher kaum Auswirkungen gehabt. Ich bin mit einer Österreicherin zusammen und wir haben zwei Kinder, die in Österreich aufwachsen. Außerdem arbeite ich seit Jahren hier. Deshalb glaube ich nicht, dass der Brexit für mich sehr unangenehm wird. Meinen britischen Pass möchte ich aber nicht aufgeben. Sollte es in den nächsten Jahren wirklich mühsam werden als Brite in der EU, werden wir nach England ziehen."

Mark Buckley, Bar Manager

Christian Daley: "Ich glaube, das ist ein Fehler"

Der Brexit bedeutet für mich Stress. Ich werde wohl ein Arbeitsvisum beantragen, weil ich gerne in Österreich bleiben möchte. In meiner Familie war und ist der Brexit schon Thema, aber nachdem beide Seiten nicht von ihrem Standpunkt abrücken wird es auch oft vermieden darüber zu sprechen. Ich glaube, der Brexit ist ein Fehler. Die EU ist auch eine soziale Brücke, von der wir Briten nun ausgeschlossen sind.

Christian Daley, Software-Entwickler

Maria Stumpfl: "Ich schäme mich für den Brexit"

Meine halbe Familie lebt in Großbritannien und alle finden, dass der Austritt aus der EU eine Katastrophe ist. Ich habe in London studiert und dann eine Zeit lang in Paris gearbeitet. Ich habe also die Vorzüge eines offenen Europas kennengelernt. Dass Großbritannien diese Freiheiten nun aufgibt, ist für mich nicht nachvollziehbar. Außerdem finde ich, dass die Brexit-Kampagne den Leuten falsche Hoffnungen gemacht hat.

Maria Stumpfl, Schmuckdesignerin

Alan Mitchell: "Ich kann beide Seiten gut verstehen"

Ich lebe seit 30 Jahren in Österreich, habe Töchter und Enkelkinder hier. So gesehen wäre ich gegen den Brexit. Aber würde ich noch in England leben, hätte ich für den Austritt gestimmt. Ich liebe die Länder Europas und finde auch die Idee einer Europäischen Union gut, aber den Unmut meiner Landsleute kann ich verstehen. Da werden Regeln und Vorschriften in Brüssel erlassen, die unsere Leben massiv beeinflussen. Dabei sind diese Leute zum Teil nicht einmal vom Volk gewählt worden. Ich glaube schon, dass Großbritannien vom Brexit profitieren kann.

Alan Mitchell, Golf Lehrer