Für die einen sind sie ein "Juwel", das für einen niederschwelligen Zugang für Kinder und Jugendliche zum Arzt sorgt, für die anderen ein "System mit wenig Output" - die geplante neue Schulärzte-Verordnung sorgt weiter für Diskussionen zwischen Ärztevertretern und Gemeindebund. Erstere wollen eine Aufwertung der Schulärzte, letzterer eine Abschaffung im Pflichtschulbereich.

Neue Regelung bringt mehr Aufgaben

Aufgabe der Schulärzte ist es, Schüler vor gesundheitlichen Gefahren zu schützen, die typischerweise mit der schulischen Ausbildung in Verbindung stehen. Mit der neuen Verordnung, deren Begutachtung bereits durchgeführt wurde, werden auch Aufgaben geregelt, die über schulische Belange hinausgehen. So können etwa auch Schutzimpfungen, deren Dokumentation sowie die Kontrolle des Impfstatus und Impfberatung als Aufgabe von Schulärzten definiert werden. Ebenso sollen sie regelmäßig stichprobenartig relevante Gesundheitsdaten der Schüler (etwa Gewicht und Körpergröße) einheitlich erheben und dokumentieren.

"Das System ist ein Juwel"

Bei einer Podiumsdiskussion am Mittwochabend brach etwa Jörg Jahnel, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde (ELKI) am Klinikum Klagenfurt, eine Lanze für den Schularzt. "Das System ist ein Juwel. Wir haben flächendeckend Ärzte, die Ansprechpartner sind für Schülerinnen und Schüler. Dadurch kann Kommunikation entstehen." Derzeit gebe es in der ärztlichen Betreuung nämlich ein "Loch" im Alter von zehn bis 18 Jahren. "Die Jugendlichen haben sonst keinen Ansprechpartner im Gesundheitssystem. Die Hausärzte sind nicht dafür ausgebildet und haben keine Zeit - und welcher 16-Jährige setzt sich schon neben Babys beim Kinderarzt?"

Ähnlich argumentierten Vertreterinnen aus dem Ärzte- und Gesundheitsbereich. "Kinder können ohne E-Card und ohne Eltern kommen. Es genügt, dass ein Kind an die Tür klopft", betonte Judith Glazer von der Gesellschaft der SchulärztInnen Österreichs.

Die Schularzt-Referentin in der Ärztekammer, Gudrun Weber, hob auch die Beratung der Lehrer hervor: Gerade in Zeiten zunehmender Inklusion auch chronisch kranker Kinder gebe es viele Fragen der Pädagogen. Die Schulärzte einfach wegzuwischen, sei eine "Schande für unser Gesundheitssystem".

"Wenig Output"

Auf der anderen Seite der Diskussion stand Gemeindebund-Generalsekretär Walter Leiss. Ihm gehe es dabei nicht um die Abschaffung der Schulärzte an den Bundesschulen - dort werden diese Stellen vom Bund finanziert. Die Gemeinden hätten als Schulerhalter nur die Pflichtschulen für die Sechs- bis 14-Jährigen abzudecken und zu finanzieren.

Das derzeitige System führe zu "wenig Output": "Wir haben geringe Durchimpfungsraten und einen allgemein nicht guten Gesundheitszustand der Kinder." Die Gemeinden würden vielfach keine Schulärzte finden - und wenn, seien sie gerade einmal ein paar Stunden anwesend.

Leiss plädierte daher für eine altersmäßige Ausweitung des Mutter-Kind-Passes. Dort gebe es ein finanzielles Anreizsystem für Eltern, Untersuchungen beim regulären Arzt durchführen zu lassen (die Höhe des Kinderbetreuungsgelds ist daran geknüpft, Anm.). Zusätzlich sollten Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer angeboten werden sowie interdisziplinäre Teams aus Allgemeinmedizinern, Psychologen, Sozialarbeitern und Krankenschwestern zum Einsatz kommen. Organisiert werden sollten diese aber nicht von den Gemeinden, sondern über die Bildungsregionen.

Weber plädierte wiederum für Anreizsysteme für Ärzte: "Natürlich ist es in ländlichen Gebieten oft eine Wegfrage. Man fragt sich, wie viel kriege ich bezahlt und wie lange bin ich auf der Straße." Oft scheitere es aber auch an der Infrastruktur: "Es kann nicht sein, dass keine Zimmer zur Verfügung gestellt werden oder man keinen Kühlschrank für Impfstoffe anschaffen kann."