Sie heißen zwar selbstfahrende Busse, müssen aber noch immer bei jeder Fahrt einen Operator genannten "Fahrer" an Bord haben, damit bei Problemen ein Mensch das Steuer übernehmen kann. In Salzburg war heute, Donnerstag, auf einer Teststrecke am Salzburgring erstmals ein fahrerloser Digibus ohne Operator mit Passagieren unterwegs. Das Fahrzeug wurde nur über eine Leitzentrale überwacht.

© APA/CLAUDIA LAGLER

"Ich habe mich sehr wohl gefühlt", sagte Richard Fuchs nach der Testfahrt zur APA. Der Verkehrsexperte gehörte zu den 18 Passagieren, die im Rahmen eines Forschungsprojekts zu ihrem subjektiven Sicherheitsgefühl in einem selbstfahrenden Bus befragt werden: "Technisch funktioniert es gut, aber ob so ein Fahrzeug schon alltagstauglich ist, muss sich erst zeigen."Genau um Situationen, die es im Alltag in öffentlichen Verkehrsmitteln immer wieder gibt, ging es bei den Testfahrten. Bei einer Fahrt waren die jeweiligen Tester beispielsweise mit einem unangenehmen Fahrgast allein im Bus. Durchgespielt wurde auch, was passiert, wenn mehr Leute einsteigen wollen als Sitzplätze verfügbar sind. Eine Fahrt mussten die Probanden ganz allein im Digibus absolvieren, bei einer anderen Fahrt gab es ein technisches Gebrechen.

Neben technischen auch psychologische Hürden

"Wir wollen herausfinden, wie Leute in einem selbstfahrenden Bus mit solchen Situationen umgehen", sagte Projektleiterin Cornelia Zankl von Salzburg Research. Bis sich autonomes Fahren durchsetzen kann, gibt es nämlich nicht nur technische, sondern auch psychologische Hürden zu überwinden.

Die Testpersonen konnten mit den heiklen Situationen durchwegs gut umgehen: "Am Anfang war es etwas seltsam, weil kein Fahrer im Bus war. Aber das ist schnell verflogen, die Fahrten waren sehr angenehm", bilanzierte Franziska Höllbacher, eine der Testpersonen. Beim technischen Defekt sei der Bus stehen geblieben und habe Verbindung mit der Leitstelle aufgenommen. Nach ein paar Minuten Unterbrechung sei die Fahrt dann weitergegangen, erzählte die junge Frau. Martin Schön aus Bad Reichenhall interessierte weniger das Befinden der Fahrgäste, als die Frage, wie der Bus mit Hindernissen umgeht: "Ich habe ihm einen Stein in den Weg gelegt. Da ist er einfach drübergefahren", schmunzelte der Bayer. Ein Buslenker wäre dem faustgroßen Hindernis sicher ausgewichen, meinte er.

Die Testfahrten sind Teil eines Forschungsprojekts, bei dem ein Konsortium unter der Leitung von Salzburg Research den Betrieb von automatisierten Kleinbussen im öffentlichen Personennahverkehr untersucht. Bis der Digibus auf öffentlichen Straßen ohne Operator unterwegs sein wird, wird noch viel Zeit vergehen. Dazu fehlen auch die gesetzlichen Voraussetzungen. Doch als Zubringer zu öffentlichen Verkehrsmitteln soll er seine Fähigkeiten schon bald unter Beweis stellen. Auf einer Teststrecke zwischen dem Ortszentrum von Koppl im Flachgau und der Bushaltestelle an der Wolfgangsee Bundesstraße wird ein Taktverkehr des Digibusses geplant. "Wir wollen ausprobieren, wie eine Einbindung des autonomen Shuttles in den Taktbetrieb von Bus und Bahn funktioniert", erklärte Zankl. Dieser Versuch soll im kommenden Frühjahr oder Sommer starten.