Elf Jahre war er alt, als Markus Binder das erste Mal auf der Seebühne stand: „Das ist ein Erlebnis, das du nicht mehr vergisst. Wir Kinder durften immer wieder als Statisten mitwirken“, erzählt der heute 32-jährige Bürgermeister von Mörbisch.

Mörbisch wird heuer zum „Land des Lächelns“
Mörbisch wird heuer zum „Land des Lächelns“ © Seefestspiele Mörbisch/Jerzy Bin

Über das gesamte Jahr waren es laut der Tourismusbehörde fast 105.400 Übernachtungen. „In den Sommermonaten ist alles ausgebucht. Toll, wie viele Leute sich dann im Ort tummeln; es wird immer internationaler“, sagt Binder. Jedes Jahr werden rund 120.000 Karten für die Festspiele am Neusiedler See verkauft. Doch die Veranstaltung bringt Mörbisch nicht allein Geld und Gäste: „Die Festspiele haben eine so lange Tradition und sind zu einem wichtigen Bestandteil unserer Identität geworden.“ Mittlerweile gibt es sogar eine eigene Kinderoperette, in der Schüler aus der Umgebung mitspielen.Zwar gebe es einige Mörbischer, die vor dem Trubel und den Touristen im Sommer flüchten. Aber wirkliche Festspielgegner finden sich unter seinen Mitbürgern nicht, sagt der Bürgermeister: „Allen ist klar, wie wichtig sie für unseren Ort sind. Mörbisch ohne die Festspiele ist undenkbar.“

Zwölf Fahrminuten weiter ist das Undenkbare schon passiert. Im Vorjahr wurde im Steinbruch von St. Margarethen zum ersten Mal seit 22 Jahren keine Oper gespielt. Die Veranstalter hatten zu geringe Landesförderung beklagt. Auch in den Jahren davor hatte es finanzielle Probleme gegeben. Davon lässt sich der neue künstlerische Direktor aber nicht beeindrucken: „Der Kartenverkauf läuft sensationell“, sagt Daniel Serafin. Es wurde bereits eine Zusatzvorstellung eingeplant.

"Wir wollen die Leute zum Staunen bringen"

Daniel Serafin mit Vater Harald
Daniel Serafin mit Vater Harald © APA/ROLAND SCHLAGER

Rund 5000 Zuschauer werden heute dabei sein, wenn Mozarts „Zauberflöte“ im Steinbruch Premiere feiert: „Wir setzen auf Qualität und wollen die Leute mit unserer Inszenierung zum Staunen bringen.“ Die Region profitiere von kulturellen Großveranstaltungen wie diesen ungemein, findet der künstlerische Direktor: „In dieser Zeit kommen tausende Kulturtouristen ins Burgenland, die hier Geld ausgeben und mehrere Tage verbringen. Sie schätzen diese pannonische Wohlfühloase.“ Serafin muss es wissen, schließlich war sein berühmter Vater Harald 20 Jahre lang Intendant der Seefestspiele Mörbisch: „Dadurch bin ich im Burgenland großgeworden.“Freiluftveranstaltungen wie in St. Margarethen und Mörbisch, die Tausende Menschen anlocken, erfüllen eine wichtige Rolle, sagt Serafin: „Durch diesen Eventcharakter wird auch Menschen, die etwa noch nie eine Oper gesehen haben, die Angst vor der Hochkultur genommen. Dieses Damoklesschwert ist weg und sie können die Vorstellung genießen.“