Wann haben Sie zuletzt die Milchstraße mit freiem Auge am Nachthimmel ausmachen können? Vor allem mancher Stadtbewohner könnte sich mit einer Antwort auf diese Frage schwertun. Denn mit der fortschreitenden – und teilweise maßlos übertriebenen – Ausleuchtung unseres Lebensraums werden auch die Himmelskörper für uns zunehmend unsichtbar. Ein klarer Sternenhimmel ist in Österreich nur mehr in weiter Entfernung von Städten und auf den Bergen möglich. „Durchschnittlich sind nur noch zehn Prozent der Sterne zu sehen“, erklärt Stefan Wallner vom Institut für Astrophysik der Uni Wien.

Das Thema Lichtverschmutzung wird aus mehreren Gründen wichtiger. Einerseits wirkt sich die übermäßige Beleuchtung negativ auf unsere Gesundheit aus, vornehmlich wegen der Beeinträchtigung des Tag-Nacht-Zyklus. Das Hormon Melatonin, das diesen Zyklus in unserem Körper regelt, ist wichtig für gesunden Schlaf und ein ausgeglichenes Immunsystem. Künstliches Licht kann den Melatoninspiegel senken.

Astrotourismus und Lebensqualität

Andererseits leidet auch die Tierwelt. Nahrungsbeschaffung, Fortpflanzung oder Orientierung vieler Arten werden empfindlich gestört.
Auch wirtschaftliche Argumente gibt es für die Dunkelheit. Weniger oder gezieltere Beleuchtung führt zu geringerem Energieverbrauch und damit zu geringeren Kosten. Wallner, der nach verbliebenen dunklen Flecken in Österreich sucht, erwähnt eine weitere Komponente: den Astrotourismus, der sich längst nicht mehr auf ausgewiesene Hobbyastronomen beschränkt.

Lichtverschmutzung in Oberösterreich
Lichtverschmutzung in Oberösterreich © Uni Wien

Gemeinsam mit dem Land Oberösterreich arbeitet Wallner an der Errichtung sogenannter Sternenparks, wo Beleuchtung nach genauen Richtlinien erfolgen muss. Dort dürfen etwa Straßenlaternen nicht direkt nach oben leuchten. Seit sich die schwarz-grüne Landesregierung vor gut zehn Jahren dem Kampf gegen die Lichtverschmutzung verschrieben hat, hat das Bundesland die Vorreiterrolle inne, bestätigt Heribert Kaineder von der Abteilung Umweltschutz in Oberösterreich. 23 der 26 heimischen Lichtmessstationen stehen dort. „Auf diese Weise konnten wir mehrere Gebiete identifizieren, die den Kriterien der International Dark Sky Association entsprechen“, sagt Wallner.

Im oberen Mühlviertel und im Naturpark Attersee-Traunsee werden zwei in Frage kommende Standorte überprüft. Schon im Herbst soll die Zertifizierung bei der International Dark Sky Association beantragt werden, um diese zu Sternenparks zu begründen. „Wir beobachten in Deutschland, dass die Grundstückspreise in diesen Parks steigen. Damit ist klar, dass die Menschen auch diese Form der Lebensqualität schätzen“, ergänzt Kaineder.