"Das sind die Letzten ihrer Art.“ Mit diesem dramatisch klingenden Hinweis werden heute Erdäpfelbauern mit ihren Traktoren und Anhängern beladen mit den Resten der heimischen Erdäpfelernte aus dem Vorjahr auf dem Wiener Heldenplatz auffahren, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Denn viele sehen ihre Existenz bedroht.

Der österreichische Markt kann erstmals nicht durchgehend mit heimischen Erdäpfeln versorgt werden“, erklärt Franz Wanzenböck, Obmann der Interessensgemeinschaft Erdäpfelbau (IGE). Demnach mussten Bauern nach der letzten Ernte 130.000 Tonnen an Kartoffeln aussortieren, was ihnen einen Umsatzverlust von 40 Millionen Euro beschert habe. Die Lagerbestände gehen heuer europaweit definitiv schneller zu Ende als üblich. Das bestätigt die Agrarmarkt Austria (AMA). Das Angebot sei derzeit so knapp wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Schon im März musste der Handel auf Frühkartoffeln aus Ägypten, Israel oder Zypern zurückgreifen. Der Mangel betrifft aber vor allem die Qualität, quantitativ gab es im Vorjahr ein Plus von sieben Prozent bei der Ernte.

Bauern wollen Spritzmittel einsetzen

Gründe für den Engpass sind vielfältig. Einerseits setzte die wochenlange Trockenheit im Vorjahr den Kartoffeln zu, was auch die Ausbreitung des Drahtwurmes, eines Schädlings, begünstigte. Andererseits wollen sich die Landwirte gegen Einschränkungen beim Spritzmitteleinsatz wehren. Zwar gibt es Notfallzulassungen, doch das geht der IGE nicht weit genug. Die hohen Standards sollen nicht nur für heimische Kartoffeln, sondern auch für Importware gelten. Die IGE fordert etwa die Wiederzulassung des Wirkstoffes Fipronil, der ohnehin 20 Zentimeter unter der Erde zum Einsatz komme und damit etwa Bienen nicht schade. Der Handel will die Verbote nicht lockern: „Wir wollen dieses giftige Zeug nicht in unserer Ware haben und handeln im Interesse unserer Kunden“, sagte dazu Spar-Konzernsprecherin Nicole Berkmann.

Die nächsten heimischen Erdäpfel wird es Anfang Juni geben. Doch schon jetzt schadet die Trockenheit der vergangenen Wochen den Knollen.