Der Eurofighter ist ein hochmodernes Waffensystem, dessen Bedienung nur absoluten Spezialisten möglich ist. In Wien-Leopoldstadt können nun aber auch Normalsterbliche mit dem Kampfjet ihre Runden drehen - dank einem neuen "Full-Motion Simulator" der Firma "Vienna Flight". Das Unternehmen hat sich bereits als Trainingsplatz für die Zivilluftfahrt einen Namen gemacht.

Auf den ersten Blick sieht der Eurofighter aus wie ein schiefgegangenes Gegengeschäft. Denn Rumpf und Tragflächen fehlen - naturgemäß. Das Cockpitsegment des Düsenjägers wurde aber mit viel Liebe zum Detail nachgebaut. Lediglich auf eine Cockpithaube wird verzichtet, da sich der Simulator nicht in luftige Höhen begibt. Was nicht bedeutet, dass Stillstand herrscht: Über hydraulische Elemente wird das Gerät bewegt.

Fluggefühl

Dass das Fluggefühl absolut beeindruckt, ist jedoch vor allem der virtuellen Realität geschuldet. Denn beim Kurztrip im Jet ist eine VR-Brille obligatorisch. Die Kombination aus unstetem Sitz und gestochen scharfen Luftaufnahmen lassen Menschen mit Flugangst oder mit Hang zur Übelkeit vermutlich nicht kalt - auch wenn sich das Geschehen in einem schlichten Firmengebäude im Stuwerviertel und nicht mit tatsächlicher Überschallgeschwindigkeit abspielt.

Wie Vienna-Flight-Chef Gerhard Lück im APA-Gespräch erläuterte, ist das Einsatzspektrum der Maschine umfangreich. Unterschiedliche Missionen können geflogen werden - für Anfänger ist aber schon ein simpler Trip von Zeltweg nach Schwechat eine Herausforderung. Gesteuert wird so wie im echten Leben mittels Schubhebel, Steuerknüppel und Pedalen. Der Rest kommt aus der Brille: Zu beachten sind im virtuellen Cockpit etwa Navigationssysteme oder das Head-Up-Display. Parameter wie Wetter oder Tageszeit können individuell eingestellt werden.

Kampfjet-Feeling

Gedacht ist der Simulator für Interessierte, die einmal Kampfjet-Feeling erleben möchten, weniger für die Profis. Eurofighterpiloten haben hingegen eigene Trainingseinrichtungen. Das Interesse für die VR-Variante wurde inzwischen aber auch beim Bundesheer geweckt, berichtete Lück. Denn vor allem in den USA werden Virtual-Reality-Brillen immer öfter bei der militärischen Ausbildung eingesetzt. Demnächst wird sich darum eine Abordnung heimischer Piloten den Wiener Eurofighter einmal ansehen.

Das Team von "Vienna Flight" hat den Simulator in Eigenregie entwickelt bzw. gebaut. Als Software wird eines der Standardprogramme für Flight Simulation - "Prepar 3D" von Lockheed Martin - verwendet. Vom Produzenten des Originalflugzeugs gab es hingegen keine Daten, berichtete der Firmengründer. Amüsiert verneint wird auch die Frage, ob der Neuzugang von der Eurofighter Gmbh gesponsert wurde.

65.000 Euro teuer

Die Kosten für die Anlage werden mit rund 65.000 Euro beziffert. Vergleichsweise günstig ist ein Flug im Indoor-Jet. Um 65 Euro kann man 30 Minuten über die heimische Alpenlandschaft brettern. Piloten müssen mindestens zwölf Jahre alt sein. Auch ein Gewichtslimit gibt es: Wer mehr als 95 Kilogramm wiegt, bleibt gegroundet.

Das Unternehmen "Vienna Flight" bietet seit mehreren Jahren Avionik-Enthusiasten die Möglichkeit, dem Simulatorflug zu frönen. Zur Verfügung steht dort etwa ein A320, der auch von Luftfahrtgesellschaften im Zuge der Pilotenrekrutierung und -ausbildung genutzt wird. Ein Helikopter-Simulator für Bell 206 ergänzt das Angebot