Die Österreicher halten sich und ihre Landsleute für relativ freundlich. Das zeigten die Ergebnisse einer internationalen Online-Befragung des Basel Institute of Commons and Economics, die sich u.a. mit der Selbsteinschätzung in Sachen Freundlichkeit beschäftigte. Die Daten belegten außerdem: Einen kausalen Zusammenhang zwischen Frieden, Wohlstand und Freundlichkeit gibt es nicht.

Die Teilnehmer waren bei der von den Forschern um den Soziologen Alexander Dill durchgeführten Umfrage dazu aufgerufen, auf einer Skala von eins (niedrig) bis zehn (hoch) anzugeben, wie sie die Freundlichkeit der Menschen in ihrem Land einschätzen. Für Österreich ergab sich dabei ein Durchschnittswert von 6,9 Punkten.

Ergebnisse in anderen Ländern

Extrem freundlich schätzten dagegen die Bewohner der Zentralafrikanischen Republik ihre Landsleute ein. In dem von Armut und Konflikten geprägten Land lag der Wert bei rekordverdächtigen 8,9 Punkten. In Deutschland und Italien waren es vergleichsweise 6,5 Punkte. Dass ein bewaffneter Konflikt die Menschen in Dörfern und Nachbarschaften nicht automatisch näher zusammenrücken lässt, zeigte der Blick auf andere Konfliktregionen: Im Jemen (6,6) und im Süd-Sudan (5,0) schätzten die Befragten die Freundlichkeit ihrer Mitbürger niedriger ein.

Besonders überzeugt von der Gastfreundschaft der eigenen Bevölkerung war man im Sudan (9,6 Punkte) und in Äthiopien (8,9 Punkte). Für Österreich errechneten die Forscher einen Durchschnittswert von 6,4. Die Deutschen gaben sich hier nur sechs Punkte und liegen damit auf einem Niveau mit Italien, Ghana und Bangladesch.

Hilfsbereitschaft

Besser als ihre Gastfreundschaft schätzten die Menschen in Österreich ihre Hilfsbereitschaft ein - hier gaben sie sich einen Wert von 6,8. Die Deutschen gaben sich hier sieben Punkte. Bisher nahmen insgesamt rund 22.000 Teilnehmer an der Umfrage teil. Nach Einschätzung des Instituts liegen bisher für etwa 50 Staaten ausreichende Bewertungen vor.

Das Basel Institute of Commons and Economics ist als Partner für die UNO-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDG; Anm.) registriert. Zu den 17 Zielen, die 2015 vereinbart wurden, zählen Armutsbekämpfung, Geschlechtergerechtigkeit und Klimaschutz. Institutsleiter Dill ist ein Kritiker internationaler Rangfolgen, bei denen allein auf Indikatoren wie Pro-Kopf-Einkommen oder Infrastruktur geschaut wird, ohne dass "soziale Güter" wie Gastfreundschaft oder Hilfsbereitschaft bewertet werden.

Im Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index), den das UNO-Entwicklungsprogramm (UNDP) herausgibt, liegen Staaten wie Norwegen, die Schweiz, Australien und Deutschland immer in der Top-Gruppe. Österreich befand sich im Jahr 2017 auf Platz 20. Die Zentralafrikanische Republik belegte hier den vorletzten Platz, der Jemen lag auf Rang 178. Für diesen Index wird neben Einkommen und Bildung zusätzlich auch die durchschnittliche Lebenserwartung berücksichtigt.