Der Wolf ist zurück: In fast allen Bundesländern wurden heuer bereits Tiere gesichtet oder Schafe und Ziegen gerissen. Nun hat der Naturschutzbund kritisiert, dass Österreich auch sechs Jahre nach Erscheinen eines Wolfsmanagementplans völlig unzureichend auf die weitere Entwicklung vorbereitet sei. Denn eines steht für die Umweltorganisation fest: Die Zahl der Tiere wird in Zukunft zunehmen.

Im Jahr 2012 hat die Koordinierungsstelle für Braunbären, Luchs und Wolf (KOST) gemeinsam mit den Ländern und Interessenvertretern einen Maßnahmenkatalog für das Zusammenleben mit Wölfen erstellt. Weil die Tiere oft große Distanzen zurücklegen, sei der bundesweite Rahmen dieses Plans von hoher Bedeutung. Doch der Blick darauf, wie das Wolfsmanagements in den einzelnen Ländern seitdem umgesetzt wurde, falle ernüchternd aus, erklärte der Naturschutzbund in einer Aussendung. Aktuell sei kein Bundesland ausreichend auf ein konfliktarmes Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf vorbereitet.

Monitoring, Herdenschutz und Öffentlichkeitsarbeit

Insbesondere an der Umsetzung bei den Themen Monitoring, Herdenschutz und Öffentlichkeitsarbeit mangle es, so die Umweltorganisation. "Stattdessen wird in vielen Regionen nach einer Tötung der Wölfe gerufen - eine Maßnahme, die aufgrund der europäischen Artenschutzrichtlinie verboten und lediglich in Einzelfällen legal ist." Diese teilweise geschürte Negativ-Debatte lenke von der Notwendigkeit ab, länderübergreifende Strukturen wie etwa einheitliche Entschädigungen zu schaffen und präventive Maßnahmen umzusetzen.

Immerhin befänden sich mit Salzburg, Oberösterreich und Vorarlberg drei Bundesländer auf einem guten Weg. So sei Salzburg aktuell das einzige Land, das eine finanzielle Förderung von Herdenschutzmaßnahmen für Weidetierhalter bereitstellt. Dafür punkte Oberösterreich durch einen "Runden Tisch" zum Thema Wolf, bei denen Interessenvertreter aller betroffenen Gruppierungen zu Wort kommen. Vorarlberg habe hingegen Energie in gezielte Informationen zum Herdenschutz und in Fachpublikationen investiert.

Wolfsmanagement

Tirol, die Steiermark und Niederösterreich sind aus Sicht des Naturschutzbundes unzureichend auf ein konfliktarmes Zusammenleben mit Wölfen vorbereitet. Im Waldviertel lebe zwar seit 2016 das erste österreichische Wolfsrudel. "Doch statt als Vorreiter Impulse für gutes Wolfsmanagement zu setzen, gibt es hier nach wie vor weder ein Konzept zur Förderung von Herdenschutzmaßnahmen, noch eine Stelle zur Präventionsberatung, noch eine Internetseite mit sachlichen Informationen über den Wolf."

Burgenland und Kärnten sind aus Sicht des Naturschutzbundes kaum auf die Rückkehr des Wolfes vorbereitet, die Stadt Wien stelle schließlich eine Besonderheit dar. Die Wahrscheinlichkeit einer Ansiedlung im urbanen Ballungsraum sei gering. Doch an den Stadträndern von Rom, Berlin oder Hamburg werden auch immer wieder einmal Wölfe gesehen. "Darum ist auch für Wien die Umsetzung des Wolfsmanagements unerlässlich", so die Umweltorganisation.