Das berichtete die Polizei am Dienstag in einer Aussendung. Außerdem wird ihr vorgeworfen, jahrelang widerrechtlich Notstandshilfe bezogen und so zusätzlich mehrere zehntausend Euro kassiert zu haben.

Laut Polizeisprecher Paul Eidenberger war die Frau zumindest seit Februar 2014 aktiv, im Juni 2018 legten ihr Beamte des Stadtpolizeikommandos Floridsdorf das Handwerk. Die 56-Jährige ist einschlägig vorbestraft. Sie war Eidenberger zufolge zumindest seit 2010 Mitglied einer Betrügergruppe, die in ähnlicher Weise Immigranten ausgenommen haben soll. Die Bande löste sich auf, als ihr Boss, ein krebskranker Österreicher, starb. Für die Staatsanwaltschaft war dies auch der Anlass, die Ermittlungen gegen die Gruppe einzustellen.

Geschäftsmodell adaptiert

Doch die 56-Jährige adaptierte das erprobte Geschäftsmodell und baute es aus. Sie gab sich als fachkundige Frau aus, die helfen könne. Oft trat sie als Kriminalbeamtin oder Mitarbeiterin des Verfassungsschutzes auf und bot den potenziellen Immigranten an, ihnen gegen Geld bei Amtswegen oder bei der Parteienvertretung behilflich zu sein. Dabei entlockte sie ihren Opfern jeweils 3.000 bis 9.000 Euro. Laut Eidenberger handelte es sich bei den Betrogenen meist um sehr gut ausgebildete Personen, die ohnehin kaum Probleme bei der Zuwanderung gehabt hätten.

Die 56-Jährige wickelte ihre Geschäfte oft in einem Cafe am Franz-Jonas-Platz ab. Die versprochenen Dienste leistete sie nicht. Wenn die Opfer fragten, was denn jetzt sei, oder ihr gar mit Anzeigen drohten, gab sie vor, sich auf Dienstreise zu befinden. Oder sie verwies auf ihre Stellung als Polizistin und sagte ihren Opfern, dass diese dann ihr Geld sicher nie wiedersehen würden. Auch zu falschen Zeugenaussagen nötigte sie die Betrogenen. Nur zwei Personen erstatteten tatsächlich Anzeige.

Auf die Schliche gekommen

Die Ermittler kamen der Frau nur peu a peu auf die Schliche: Immer wieder tauchte der Name der 56-Jährigen in anderen Fällen auf, die mit ihr eigentlich wenig bis gar nichts zu tun hatten. Erst Schritt für Schritt kamen die Beamten hinter ihre Machenschaften. Insgesamt forschten die Ermittler 31 Geschädigte aus. Tatsächlich gehen sie von einer weit höheren Zahl an Opfern aus. Diese sind aber nicht greifbar, weil sie sich in ihren Heimatländern befinden.

Die Notstandshilfe bezog die 56-Jährige über rund vier Jahre hinweg widerrechtlich. Unter anderem soll sie dem Arbeitsamt verschwiegen haben, dass sie sich in einer Lebensgemeinschaft befindet und dass sie andere Einkünfte hatte.

Am 12. Juni wurde die Frau festgenommen. Angesichts der Beweise gegen sie legte die 56-Jährige ein umfassendes Geständnis ab und gab den Namen eines Komplizen preis. Der Serbe dürfte sich ihren Angaben zufolge allerdings in die Karibik abgesetzt haben. Die Verdächtige wurde auf freiem Fuß angezeigt. Ihr werden gewerbsmäßiger schwerer Betrug, Urkundenunterdrückung, schwere Nötigung, falsche Beweisaussage, Begünstigung und die Fälschung eines Beweismittels vorgeworfen.