Als der isländische Vulkan Eyjafjallajökull im Jahr 2010 ausbrach, führte die Vulkanaschewolke zum weitgehenden Erliegen des europäischen Flugverkehrs. Wie sich Asche oder radioaktive Stoffe nach einem AKW-Unfall in der Atmosphäre ausbreiten testen Forscher aus Österreich und Deutschland derzeit in Feldversuchen, teilte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mit.

Im Rahmen des Forschungsprojekts "EUNADICS-AV" wollen u.a. die ZAMG, das Bundesheer, die Universität Salzburg, die Austro Control sowie das Wiener Unternehmen Flightkeys überprüfen, ob bisher verwendete Ausbreitungsmodelle mit der Realität übereinstimmen. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftern des Deutschen Zentrums für Luft-und Raumfahrt (DLR) entlassen die Projektpartner dieser Tage ungefährliche "Tracer-Stoffe" in die Luft und simulieren damit einen echten Notfall.

Wie das in geringen Mengen in die Atmosphäre ausgebrachte, nicht radioaktive Gas mit dem Wind verfrachtet wird messen die Experten mit speziellen Messgeräten, die in drei Flugzeuge eingebaut wurden. Diese fliegen jene Regionen ab, in denen sich die "Tracer-Stoffe" ausbreiten. Mit diesem Ansatz lassen sich trotz geringer Mengen, Rückschlüsse auf die Verteilung ziehen, heißt es.

"Auch bei realen Notfällen ermitteln Messflugzeuge die Verteilung von Substanzen in der Atmosphäre, um vor Gebieten mit erhöhten Konzentrationswerten zu warnen. Die Daten aus dem Experiment Anfang September dienen außerdem dazu, die Qualität von Ausbreitungsrechnungen mit Computermodellen zu prüfen und um Programme zum optimalen Management des Luftverkehrs zu testen", so Projektleiter Marcus Hirtl von der ZAMG.

Die Daten aus diesen Experimenten werden als Grundlage für europaweite Übungen im März kommenden Jahres dienen. Die durchgespielten Szenarien sind an einen Vulkanausbruch und einen Unfall in einem Kernkraftkraftwerk angelehnt. Die Experten des aus 21 Organisationen aus zwölf Ländern bestehenden, von der EU unterstützten Forschungskonsortiums werden dann die sinnvollsten Maßnahmen berechnen und die wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Luftverkehr simulieren. Das soll dazu beitragen, dass in derartigen Notsituationen ein teilweiser Flugbetrieb sicher aufrechterhalten werden kann.