Carl hat um jeden Zentimeter gekämpft, doch der Widerstand war zu groß. Der 120 Meter lange und 2500 Tonnen schwere Riesenbohrer ist im Gestein des Semmerings hängen geblieben. Er steckt fest; 400 Meter unter der Erde im Abschnitt Fröschnitzgraben nahe Steinhaus am Semmering.

Die ÖBB bestätigten am Montag, dass die sogenannte Vortriebsmaschine dort bereits seit einem Monat festsitzt. Also nur kurze Zeit nachdem sie ihre Arbeit am Semmeringbasistunnel im Juli aufgenommen hat.

Denn alle anderen Bohr-Varianten seien riskanter gewesen: „Es wäre dann noch schwieriger geworden, die Maschine wieder freizulegen. Jetzt am Anfang geht das vergleichsweise leicht. Die Arbeiter kommen gut an den Bohrkopf heran." Von der Seite wird nun das Gestein gelockert, damit sich Carl wieder befreien kann. Anfang September soll er wieder bereit zum Bohren sein. Zeitverlust fürchten die ÖBB durch den unfreiwilligen Halt keinen. Während Carl ruht, wird sein Bohrer-Bruder Ghega zusammengebaut. Er wird im Herbst loslegen.

Mittelstück von neun Kilometern

Zusammen sollen die beiden Maschinen sich dann bis 2020 neun Kilometer durch den Berg in Richtung des niederösterreichischen Gloggnitz arbeiten. Je Tunnelröhre wird einer der Bohrer eingesetzt. „Die Vortriebmaschinen können nur eine bestimmte Art von Gestein bohren. Je nachdem, wie die geologischen Verhältnisse sind, werden sie eingesetzt“, erklärt ÖBB-Sprecher Seif.

Der größte Teil des 27 Kilometer langen Semmeringbasistunnels wird deshalb auch ohne die beiden Maschinen, sondern mit Baggern und Sprengungen erschlossen. Bis 2026 soll der gesamte Tunnel fertig sein. Durch das neun Kilometer lange Mittelstück des Tunnels sollen sich die Bohrer bis 2022 gefressen haben. Auf Störzonen werden sie laut ÖBB bis dahin nicht mehr stoßen, sagt Seif: „Probleme sollte es ab jetzt keine mehr geben.“