Der Mann wurde Ende März mit blutenden Gesichtsverletzungen in Floridsdorf aufgefunden. Die Rettung wollte ihn ins Spital bringen, doch plötzlich zog er die Waffe. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand, dennoch musste sich der 48-Jährige am Mittwoch vor Gericht verantworten.

Der gebürtige Pole, der in Wien als Straßenkehrer gearbeitet hat, kämpft seit 20 Jahren gegen seine Alkoholsucht. Dabei kommt es vor, dass er sich bis zu drei Mal täglich einen Vollrausch antrinkt, wie er ausführte. Dabei sind Filmrisse keine Seltenheit. "Darum hat mich auch meine Frau verlassen. Ich dachte einmal, ich war nur eine Woche weg, dabei meinte sie, dass ich drei Wochen verschwunden war", sagte der 48-Jährige.

Im März versuchte der Mann, seine Sucht in den Griff zu bekommen und den Alkoholkonsum einen Monat lang zu reduzieren. "Es war schwer", beteuerte er vor Richterin Christina Salzborn. Als er jedoch alte Freunde in Wien wiedertraf, wurden mehrere Biere in einem Park beim Keplerplatz in Favoriten konsumiert. Wie er an dem Abend mit der blutenden Wunde nach Floridsdorf kam, wusste er nicht mehr.

Prozess vertagt

Als ihn Rettungssanitäter behandelten und ins Spital mitnahmen, war er völlig ruhig. Zu seiner eigenen Sicherheit wurde der Mann an der Rettungsliege im Auto festgeschnallt, wo er auch einschlief. Als der 48-Jährige aufwachte, schnappte er sich sein Schweizer Messer und versuchte damit, den Sanitäter zu erwischen. Zum Hergang hatte er überhaupt keine Erinnerung mehr. Er erwachte erst sechs Stunden auf der Polizeiwache und fragte die Beamten, wo er denn sei. Zu diesem Zeitpunkt hatte er immer noch 2,4 Promille, weswegen der Gerichtspsychiater Wolfgang Soukop zum Tatzeitpunkt von einem Wert von bis zu drei Promille ausgeht.

Dem 48-Jährigen wurden versuchte absichtliche schwere Körperverletzung und versuchter Diebstahl vorgeworfen, weil er nur einen Tag nach dem Vorfall in einem Supermarkt eine Wodkaflasche mitgehen lassen wollte. Weil sein Anwalt auf einen anderen Gerichtsgutachter bestand, da er Wolfgang Soukop Befangenheit und mangelnde Sachkunde vorwarf, und die daraus resultierenden Begründungen länger dauerten, wurde der Prozess auf Oktober vertagt.