Die mutmaßlichen Drahtzieher des Coups, die selbst nicht an der Ausführung beteiligt waren, schoben einander gegenseitig die Verantwortung zu.

In der Nacht auf den 14. August drangen drei Maskierte in die Wohnung der Pensionistin ein, fesselten und knebelten sie sowie einen bei ihr wohnenden mongolischen Asylwerber und raubten 3.200 Euro, zwei Ringe sowie ein Handy. Der Mongole konnte sich selbst befreien, der verletzten Frau helfen und Alarm schlagen. Das Tätertrio entkam unerkannt mithilfe eines Fluchtfahrers.

Ein 49-jähriger Mazedonier soll laut Anklage die Idee zu der Tat gehabt haben. Er sei demnach - fälschlicherweise - davon ausgegangen, dass die Frau mindestens 300.000 Euro zuhause habe. Er habe die Idee einem Bekannten - einem in Graz lebenden Rumänen - unterbreitet. Dieser habe vier Landsleute mit an Bord geholt, die die eigentliche Tat ausführten, so die Staatsanwaltschaft.

Die fünf Angeklagten - die beiden mutmaßlichen Rädelsführer, zwei unmittelbar Ausführende und der Fluchtfahrer - hatten sich zu Prozessbeginn im Juni zwar schuldig bekannt, wollten aber davon ausgegangen sein, dass die Frau auf Urlaub sei. Einer der zentralen Punkte für das Gericht war daher, festzustellen, ob eine Home-Invasion oder "nur" ein Diebstahl geplant war.

Nachdem Ende Juli einer sechster Mann, der Teil der ausführenden Truppe war, in einer gesonderten Verhandlung den Plan einer Home-Invasion zugegeben hatte und dafür rechtskräftig verurteilt wurde, kam auch in den Prozess am Freitag Bewegung: Gleich zu Beginn bat ein Angeklagter, der augenscheinlich maßgebliche Mann der ausführenden Partie, um das Wort und gestand, dass er vor der Tat sehr wohl gewusst habe, dass jemand in der Wohnung sei.

Wesentlich detaillierter war dann das Geständnis eines weiteren Beschuldigten: Er schilderte, dass er zwei spätere Komplizen nach Graz gefahren habe, weil diese keinen Wagen hatten. "Ich hatte, den Eindruck, dass sie mein Auto brauchen und nicht mich." Im Lauf der Zeit sei er dann dahintergekommen, dass ein Diebstahl geplant war "und ich habe mich selbst eingeladen, mitzumachen".

Es habe eine klare Arbeitsteilung gegeben. Es sei auch bekannt gewesen, dass die Frau im Haus sein und es sich daher nicht um einen Einbruch, sondern einen Raub handeln werde. "Wir waren alle damit einverstanden", sagte er über die beteiligten Rumänen. Ob das auch für den Mazedonier galt, konnte er nicht sagen, denn dieser sei nicht bei allen Gesprächen dabei gewesen. Der mutmaßliche Fluchtfahrer sagte, man habe zwar gewusst, dass jemand in der Wohnung sein werde, will aber nicht daran gedacht haben, dass die Frau munter werden und man Gewalt anwenden könnte.

Die beiden mutmaßlichen Drahtzieher schoben einander gegenseitig die Verantwortung zu. Der Mazedonier will das Geld der Frau nur nebenbei erwähnt haben. Er gab zu, von den Diebstahlsplänen der Rumänen gewusst zu haben, habe aber gehofft, dass sie diese nicht ausführen werden.

Der zweite mutmaßliche Kopf der Gruppe, der in Graz lebende Rumäne, sagte hingegen, der Mazedonier habe ihn in Zusammenhang mit dem Geld gefragt, ob er jemanden für "schmutzige Tätigkeiten" kenne. Es sei kurz vor der Tat auch klar gewesen, dass die Frau nicht - wie ursprünglich gedacht - auf Urlaub sei. Er und der Mazedonier hätten von den anderen Beteiligten aber nicht verlangt, die Tat dennoch auszuführen.

Am Montag wird der Prozess mit der Befragung der Opfer fortgesetzt, für diesen Tag ist auch ein Urteil zu erwarten. Den fünf wegen schweren Raubes und teils auch wegen Freiheitsentziehung Angeklagten im Alter von 24 bis 49 Jahren drohen bis zu 15 Jahre Haft.