Im großen Stil soll ein Wiener Familienclan mit Cannabis und Kokain gehandelt haben. Heute muss sich die unter der Bezeichnung „La Familia“ bekannt gewordene zehnköpfige Bande am Wiener Straflandesgericht verantworten.

Neben dem 43-jährigen „Clanvater“, wie es Staatsanwältin Tatiana Spitzer-Edl in ihrer Anklageschrift formulierte, müssen sich seine Ehefrau, seine beiden Söhne, seine Tochter, deren Ex-Freund und deren aktueller Lebensgefährte vor einem Schöffensenat unter Vorsitz von Richterin Michaela Röggla-Weiß verantworten.

Außerdem werden ein langjähriger enger Freund des 43-Jährigen, ein Freund und Mitbewohner eines der beiden Söhne sowie ein Bekannter der gesamten Familie auf der Anklagebank Platz nehmen. Sie sollen als Suchtgiftlieferanten fungiert und bei Bedarf rasch für Nachschub der benötigten Drogen gesorgt haben.

Söhne und Tochter als mutmaßliche Dealer

Laut Anklage soll der 43-Jährige 2013 damit begonnen haben, an Spieler seiner wöchentlichen Pokerrunde kleine Mengen Drogen zu verkaufen. Bis zum Frühjahr 2014 habe er sich dabei auf Cannabis beschränkt. Dann soll er sich aufgrund seiner Schulden und seines aufwendigen Lebensstils dazu entschlossen haben, groß in den Suchtgifthandel einzusteigen, und auch mit Kokain zu handeln.

Die zu diesem Zweck geschaffene Bande habe „jedenfalls den Organisationsgrad einer kriminellen Vereinigung erreicht“, heißt es in der Anklage. Der Familienvater soll seine jeweils beschäftigungslosen, 19-jährigen Zwillingssöhne und seine 22-jährige Tochter als Dealer eingesetzt haben, nachdem er sie angeblich suchtmittelabhängig gemacht hatte. Er finanzierte auch eine Marihuana-Plantage, die einer der Söhne an seiner Adresse in Wien-Floridsdorf betrieb. Als „La Familia“ Ende Februar zerschlagen wurde, konnten dort 281 Pflanzen sichergestellt werden.

Ehefrau als "Finanzministerin"

Der aktuelle sowie der vormalige Freund der Tochter des 43-Jährigen sollen hauptsächlich für den Kokainverkauf zuständig gewesen sein. Die 46-jährige Ehefrau des Hauptangeklagten soll ihrem Mann beim Strecken, Portionieren und Abwiegen des Kokains geholfen haben.

Der Anklage zufolge transportierte sie außerdem die Drogen regelmäßig von der Wohn- zur Firmenadresse ihres Mannes, gab diese an Abnehmer weiter und fungierte vor allem als „Finanzministerin“. Sie verwaltete die Einnahmen aus den einträglichen Geschäften, wobei in geringen Mengen auch mit Ecstasy und Speed gedealt wurde.

Monatsumsatz von 56.000 Euro

Die Polizei hat dem Drogenclan „La Familia“ das Handwerk gelegt. 18 Personen wurden festgenommen. Seit Sommer soll die Bande monatlich Drogen im Wert von 56.000 Euro verkauft haben. Der Kopf der Bande soll sogar seine Kinder abhängig gemacht haben - mehr dazu in Schlag gegen Drogenclan „La Familia“.

Nach der Festnahme der Mitglieder des Wiener Drogen-Clans ist die Untersuchungshaft für die meisten Betroffenen verlängert worden. Die Stiefmutter des Clans, der sich selbst als „La Familia“ bezeichnete, ist wieder auf freiem Fuß - mehr dazu in „La Familia“: Stiefmutter wieder frei.

Der mutmaßliche Lieferant des Wiener Drogenclans „La Familia“ blieb auf freiem Fuß. Das Oberlandesgericht hat die Freilassung des 44-Jährigen als gerechtfertigt bestätigt, die Beschwerde der Staatsanwaltschaft wurde abgewiesen - mehr dazu in „La Familia“: Lieferant bleibt frei.