Ein erschütternder Fall von Gewalt in der Familie hat sich am Donnerstagabend in Wien zugetragen: Ein elf Jahre alter Bub hat im Bemühen, seine Mutter zu schützen, seinen Vater mit einem Messer attackiert und schwerst verletzt. Das gab die Polizei am Freitag bekannt.

Auf Vater eingestochen

Den Informationen zufolge hatte der 57-Jährige in der gemeinsamen Wohnung im Bezirk Leopoldstadt während eines Streits zunächst auf seine Frau eingeschlagen, wobei sich der Elfjährige bereits in dieser Situation zwischen seine Eltern stellte. Nachdem die 34-Jährige ins Wohnzimmer geflüchtet war und sich dort eingeschlossen hatte, trat ihr Mann die Tür ein und setzte die Angriffe fort. Als die Frau auf dem Boden lag, fügte er ihr mit einem Messer mehrere Stiche in Kopf, Nacken und Hals zu.

In dieser Situation stürzte sich der Bub auf seinen Vater und stach laut Polizei mehrfach mit einem Messer auf den Rücken des Vaters ein. Die 34-Jährige flüchtete schließlich mit dem Buben zu Nachbarn, die sich und Mutter und Kind kümmerten und Einsatzkräfte alarmierten. Der Vater verließ das Mehrparteienhaus und brach auf einem Parkplatz vor dem Gebäude zusammen. In kritischem Zustand wurde er in ein Krankenhaus gebracht. Nach Angaben der Polizei befand sich der 57-Jährige am Freitag in einem stabilen Zustand.

Bei Onkel untergebracht

Der Bub ist nach einer Nacht in einem Kriseninterventionszentrum bei ein Onkel untergekommen. Dort wird er laut Jugendamt bleiben, bis sich die Mutter wieder um ihn kümmern kann. Das Kind ist von der Polizei noch nicht befragt worden, wann es so weit sein wird, lässt sich laut Behörde noch nicht sagen. "Der Bub ist nach den Geschehnissen sicher traumatisiert. Man muss verhindern, dass es zu einer neuerlichen Traumatisierung kommt", erläuterte die Sprecherin des Jugendamts, Herta Staffa. Traumaexperten würden sich um das Kind kümmern.

Laut Staffa hatte das Jugendamt bisher keinen Kontakt zu der Familie und kennt daher die Umstände nicht, die am Donnerstag zur Eskalation der Auseinandersetzung führten. "Erfahrungsgemäß gibt es eine 'Vorgeschichte'", sagte die Sprecherin. "Der Bub muss in der Situation jedenfalls sehr verzweifelt gewesen sein", sagte die Expertin.