Dieses rasante Anwachsen bedeutet aber nicht eine schnellere Alterung der Bevölkerung - bei entsprechender Definition von Alter, so Demografen des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien im Fachblatt "Plos One". Hintergrund der Arbeit von Sergei Scherbov und seinem Kollegen Warren Sanderson von der Stony Brook University (USA) sind neue Möglichkeiten zur Messung von Alter. Scherbov beschäftigt sich im Rahmen eines "Advanced Grant" des Europäischen Forschungsrats (ERC) mit dieser Neudefinition von Alter. Für ihn ist die reine Anzahl der Lebensjahre eines Menschen keine taugliche Maßgröße mehr. "Denn was man als 'alt' bezeichnet, hat sich im Laufe der Zeit geändert und wird sich angesichts der Tatsache, dass Menschen länger und gesünder leben, auch in Zukunft ändern", so Scherbov.

Eine Frage der Lebenserwartung

Er plädiert vielmehr dafür zu berücksichtigen, wie viele Jahre jemand durchschnittlich noch leben wird. "Wenn man Menschen nicht einfach als alt einschätzt, nur weil sie 65 geworden sind, sondern ihre weitere voraussichtliche Lebenszeit berücksichtigt, dann bedeutet ein rasanter Anstieg der Lebenserwartung tatsächlich eine geringere Alterung", erklärte der Bevölkerungswissenschafter in einer Aussendung des IIASA.

Die Wissenschafter haben in ihrer Studie verglichen, was der Anstieg der Lebenserwartung nach alter und neuer Altersmessmethode bedeutet. "Wie erwartet zeigen die Ergebnisse, dass ein schnellerer Anstieg der Lebenserwartung zu einer schnelleren Alterung der Bevölkerung führt, wenn man Menschen einfach mit 65 als 'alt' kategorisiert. Wendet man aber die neuen Maßstäbe zur Einschätzung von Alter an, führt dies überraschenderweise zu einer langsameren Alterung der Bevölkerung", so die Wissenschafter.