Skitourengeherin abgestürzt, Alpinisten gerieten in Bergnot, die Meldungen um alpine Notlagen und Einsätze der Bergrettung reißen nicht ab – obwohl man sich das aufgrund der frühsommerlichen Temperaturen nicht vorstellen kann. Doch diese herrschen eben nur im Tal. Freizeitsportler, die die immer noch winterlichen Bedingungen in höheren Lagen ignorieren, bringen die Bergretter zum Verzweifeln. Ein Vorfall auf der Zugspitze sticht dabei besonders hervor – ein anderer endete tragischerweise sogar tödlich.

Eine Stunde lang hatte ein deutscher Radfahrer im Gebiet Ehrwald in Tirol am Freitag versucht, im Schnee am Winterwanderweg von Ehrwald im Tiroler Bezirk Reutte durch das Gaistal nach Leutasch zu gelangen. Dann musste der 41-Jährige in kurzer Hose im tief verschneiten Gaistal sein Rad abstellen und die Bergrettung alarmieren.

In Oberösterreich musste die Bergrettung Mondseeland am Samstag einen 29-Jährigen aus dem Drachenwand-Klettersteig retten. Auf Facebook posteten die Retter: „Der Klettersteig ist offiziell noch bis Anfang Mai gesperrt. Trotzdem gehen viele Leute schon – auf eigene Gefahr. Bei dieser Rettung konnte der Hubschrauber wetterbedingt nicht fliegen. Rettungsgrund: Erschöpfung.“

Dass sie bei ihrer Bergtour Turnschuhe getragen hatten, wurde zwei jungen Tschechen (19, 22) im Dachsteingebirge (Oberösterreich) zum Verhängnis. Trotz spärlicher Ausrüstung schafften sie es bis zum Ende des Seewand-Klettersteigs in Obertraun. Auf dem Rückweg wurden die beiden vom Winter überrascht. „Eigentlich ist es unglaublich, dass sie ohne Schneeschuhe so weit gekommen sind“, sagte Oberösterreichs Bergrettungschef Christoph Preimesberger den Oberösterreichischen Nachrichten. Den Rettern gelang die Bergung der Gestrandeten.

Abgerutscht und tödlich verletzt

Tödlich endete leider dieser Vorfall. Am Mittwoch (3. April) verunglückten drei Bergsteiger aus Rheinland-Pfalz auf dem noch tief winterlichen Watzmann. Ein 20-Jähriger rutschte beim Abstieg von der Südspitze ab und erlitt tödliche Verletzungen. Die offenbar wenig erfahrenen Deutschen waren bei der schwierigen Überschreitung des Massivs ohne Tourenski unterwegs. Der 20-Jährige rutschte nach Passage der Gipfelkette im schneebedeckten Steilgelände aus, schlitterte über den Wandkopf hinaus und stürzte ca. 300 Meter ab. Die Begleiter rutschen ebenfalls ab, konnten sich aber halten, weiter absteigen und später die Einsatzkräfte alarmieren. Der Notarzt konnte nur noch den Tod des 20-Jährigen feststellen.

Ebenfalls am Watzmann wollte am Ostersonntag ein Finne den Grat bezwingen – mit Turnschuhen und in Jogginghose. Einsatzkräfte der Bergwacht Raumsau und die Besatzung des Polizeihubschraubers „Edelweiß 3“ konnten den 19-Jährigen aus 2250 Meter Höhe von der winterlichen Watzmann-Südspitze retten. „Da er nur mit Turnschuhen, Jogginghose, Pullover, einem Liter Wasser und einer kleinen Hand-Taschenlampe unterwegs war, zudem am Grat Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschten und der in den Höhenlagen orkanartige Föhnsturm mit Böen von bis zu über 100 Kilometern pro Stunde für lebensfeindliche Verhältnisse sorgte, war Eile geboten“, so die Bergretter.

Die Freizeitsportler würden die Lage im Hochgebirge derzeit völlig falsch einschätzen, wo immer noch tief winterliche Bedingungen herrschen, warnen Bergretter. Sie seien schlecht ausgerüstet und falsch gekleidet unterwegs, hätten keine derzeit noch notwendigen Tourenski dabei – und könnten über kurz oder lang weder vor noch zurück. Besonders auf morgens gefrorenen Schneefeldern bestehe akute Absturzgefahr für Leute, die hier ohne Steigeisen unterwegs seien, so die Bergretter. Und Skitourengeher sollten unbedingt auch Harscheisen für gefährliche Passagen mitführen, heißt es. Empfohlen werden auch Kurzpickel.

Daniel Schenk von der Bergrettung Mondseeland warnt auf Facebook: „Klettersteigen bei winterlichen Verhältnissen erfordert Winterbergsteiger-Kenntnisse und entsprechende Ausrüstung. Leute, passts auf und wählt eure Klettersteig-Ziele gemäß eurem Können oder nehmt‘s einen Bergführer oder einen anderen mit, die sich in den Verhältnissen und Gegebenheiten auskennen.“

Die Bergrettung Niederösterreich/Wien fasst auf ihrer Homepage die wichtigsten Tipps zusammen:

  • Plane eine Alternative, falls sich die Bedingungen vor Ort so verändern, dass eine Durchführung der Tour zu gefährlich wäre.
  • Passe dein Verhalten während der Tour den aktuellen Umständen an.
  • Passe deine Ausrüstung an die Witterung sowie an die Dauer, Art und Schwierigkeit der Tour an.
  • Orientierungsmittel und Ausrüstung für den Notfall wie Karten, Topos, Rucksackapotheke, Biwaksack, Handy mit vollem Akku, akustische/optische Signalmittel sowie Regenschutz und eine Lampe solltest du immer dabeihaben.
  • Unterkühlung führt auch im Sommer schnell zu Leistungsverlust mit völliger Erschöpfung.
  • Gehaltvolle Nahrung, die den Magen nicht beschwert, ist der ideale Energiespender. Lege regelmäßig Pausen ein.
    Trinke ausreichend. Dehydration kann zu einer gefährlichen Schwächung des Kreislaufs führen.
  • Eine sorgfältige Tourenplanung verringert das Risiko von unliebsamen Überraschungen. Hole schon bei der Tourenplanung Informationen von Wetter- und/oder Lawinenwarndiensten ein und beobachte die Wetterlage auch während der Tour ständig. Kehre bei einem Wettersturz rechtzeitig um bzw. suche Schutz.
  • Schätze dein Können und deine Kräfte sowie jene der Begleiter, insbesondere von Kindern, ehrlich ein. Richte bei der Tourenplanung die Länge und die Schwierigkeit der Tour danach. Häufige Unfallursachen sind Übermüdung, Erschöpfung und Überforderung.
  • Das Tempo orientiert sich stets am schwächsten Mitglied einer Gruppe. Teile oder verlasse die Gruppe nie. Zu schnelles Gehen führt zu frühzeitiger Erschöpfung.