Die Universität für Bodenkultur (Boku) Wien hat anlässlich des Weltwassertags (22. März) in einer Aussendung mit alarmierenden Zahlen darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig der Schutz der aquatischen Lebensräume in Österreich ist, um die es schlecht stehe. Sie seien wesentlich stärker bedroht als terrestrische, jedoch werde der Verlust der Artenvielfalt unter der Wasseroberfläche oft weniger wahrgenommen. Weltweit seien die Süßwasserökosysteme am stärksten bedroht.

"Mehr als 50 Prozent der österreichischen Fließgewässer erfüllen nicht die Kriterien für einen guten ökologischen Zustand gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie, und sogar 85 Prozent der Auen sind heute verschwunden. Auch der Großteil der Moore - ganze 94 Prozent - befindet sich in einem bedenklichen Zustand. Die österreichischen Seen schneiden etwas besser ab, dennoch weisen elf von insgesamt 62 Seen einen unzureichenden ökologischen Zustand auf", fasste Stefan Schmutz vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der Boku die Lage in Österreich zusammen.

Extrem hoher Gefährdungsgrad

In einer Studie wurde kürzlich aufgezeigt, wie es um die Fauna und Flora in Flüssen und Seen in Österreich steht: So liegt der Gefährdungsgrad der Süßwasserbewohner in Österreich bei den Flusskrebsen bei 100 Prozent, die uferbewohnende Fauna wie etwa Spinnen oder Kurzflügelkäfer liegt bei 60 bis 90 Prozent, es folgen Großmuscheln (73 Prozent), Fische (62 Prozent), Amphibien (60 Prozent) und Wasserpflanzen (50 Prozent).

Bei den Ursachen für die Gefährdung wurde besonders die Nutzung von Wasserkraft mit über 5.000 Anlagen sowie die Regulierung von Flüssen genannt, sie würden einen erheblichen negativen Einfluss auf unsere Gewässer ausüben. Die Auswirkungen der Urbanisierung, Schifffahrt, Trinkwassergewinnung und Bewässerung sind etwas weniger ausgeprägt, so die Boku. Dennoch wird durch den Klimawandel eine Zunahme dieser Effekte erwartet. "Für den starken Rückgang der Artenvielfalt ist folglich die kumulative Wirkung der Mehrfachbelastungen verantwortlich", so der Wasserökologe.

Die Traisen als Vorzeigeprojekt

Der Großteil der österreichischen Gewässer sei stark fragmentiert, hauptsächlich durch die Nutzung großer Strecken für die Wasserkraftgewinnung. "Ein vorrangiges Ziel besteht daher darin, die verbliebenen intakten, frei fließenden Abschnitte der Gewässer zu erhalten, von denen nur noch acht Prozent existieren (Abschnittslänge größer als zehn Kilometer mit einer Gewässerbreite, die größer als zehn Meter ist), und Revitalisierungsprojekte zu initiieren", hob Schmutz hervor. Nur so könnten bedrohte Arten wie der Huchen überleben.

Diese Gattung sei ebenso wie alle anderen Arten in Fließgewässern auf längere, frei fließende Abschnitte von mehreren Kilometern und eine angemessene Fließgeschwindigkeit angewiesen. Ein bemerkenswertes Beispiel für den Erfolg solcher Revitalisierungsmaßnahmen ist die Traisen, ein Fluss im Süden Niederösterreichs. Dort wurde ein einst stark degradierter Abschnitt erfolgreich in einen guten ökologischen Zustand zurückgeführt. "Wenn es gelingt, weitere solcher Projekte umzusetzen, werden unsere Gewässer auch den Herausforderungen des fortschreitenden Klimawandels besser gewachsen sein", so Schmutz abschließend.