Peter Klimekist ein ruhiger Mann, stets besonnen und zahlenbewehrt. Seine unbestechliche Präzision hat ihm 2021 die Auszeichnung „Wissenschafter des Jahres“ eingetragen. Als Berater der Regierung kommt ihm einiges Gewicht zu. Zum Tag, an dem die Regierung weitere Lockerungen der Corona-Maßnahmen bekannt geben will – wir berichten ab 10 Uhr live – macht uns der Komplexitätsforscher Mut mit Worten, die wir schon lange nicht mehr gehört haben. „Ich rechne damit“, sagt er unserem Kollegen Michael Jungwirth, „dass im März, spätestens Ende März, das Gros der Maßnahmen aufgehoben wird.“ 2G, 3G und Grüner Passe wären dann Geschichte, allenfalls über Masken und Meldepflicht werde dann noch zu diskutieren sein, sagt Klimek.

Da regt sich zaghaft Freude. Zaghaft, weil sie schon zu oft getrogen hat. Freude ist ja so etwas wie eine emotionale Investition in die Zukunft, und Unsicherheit schadet dem Investitionsklima. Klimek weiß das und rät daher zur Vorsicht. Einen „Freedom Day“ auszurufen, einen Tag der Wende zum Besseren sozusagen, hielte er für falsch. Es könnte ja wieder schlechter werden.

Bei allem Respekt vor dem Komplexitätsforscher: Hier irrt Peter Klimek. Was rührten wir noch an, wenn die Gefahr des Scheiterns uns davon abhielte? Wer würde noch heiraten, wären Scheidungsstatistiken ein Argument dagegen? Wer würde noch ein Unternehmen gründen, wären Konkursfälle ein Grund, es nicht zu tun? Hätte Klimek recht mit seinem Argument, die permanente Gefahr neuer Corona-Wellen sollte uns davon abhalten, die wiedergewonnenen Freiräume zu feiern, dann wäre die Welt ein freudloser Ort.

Das Gegenteil scheint plausibler: Wer die guten Momente ausgiebig feiert, kann Einschränkungen besser ertragen, sollten sie wieder notwendig werden. Also feiern wir Ende des Monats den Freedom Day. Es darf auch ein schlichter Freudentag sein, findet