Was das Ergebnis der Landtagswahl in Thüringen für Deutschland als Ganzes bedeutet, ist in den Stunden danach nur in Umrissen zu erkennen. Es zeichnet sich aber ab, dass es zu einer erheblichen tektonischen Verschiebung im Politikspektrum kommen könnte. Der Ausgangspunkt ist klar: Noch nie zuvor war es seit 1949 den Parteien der politischen Mitte derart unmöglich irgendeine Art von Koalition zu schmieden. Die beiden Extreme rechts und links vereinen in Erfurt mehr als die Hälfte alle abgegeben Stimmen. Ohne AfD und Linkspartei ist regieren unmöglich. Freilich ist die Linke unter Ministerpräsident Bodo Ramelow, einem Ex-Gewerkschafter aus dem Westen, nicht mit dem Rest der postkommunistischen Partei mit ihrer Mischung aus DDR-Nostalgie und real existierenden Sozialismusträumereien vergleichbar. Es ist wie bei Gregor Gysi oder Winfried Kretschmann dem grünen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs. Sie sind nicht wirklich beispielhaft für ihre Partei.