Unlängst bekam ich ein E-Mail, aus dem ich auszugsweise zitiere: „Bei der Lektüre Ihrer Geschichten habe ich manchmal den Eindruck, dass Sie noch im vorigen Jahrhundert leben. Die heile Familienwelt gibt es nicht mehr. Sie haben offensichtlich nicht mitbekommen, dass sich die Gesellschaft in den letzten 30 Jahren dramatisch verändert hat – und damit auch das Familienleben.“

Lieber Herr S., auch mir ist nicht entgangen, dass sich die Welt in immer schnellerem Tempo verändert hat und weiter verändern wird. Aber es gibt in diesem rasenden Wandel auch Konstanten. Noch immer machen Babys in die Windel und weinen, wenn der erste Zahn kommt oder sie schlecht träumen. Jemand muss da sein, auch mitten in der Nacht, der sie umarmt und tröstet. Das Wichtigste, was Eltern ihren Babys schenken können, ist Geborgenheit, das Gefühl, nicht allein zu sein. Die Bindung zwischen Mutter und Kind ist – in der Regel – die tiefste, die unter Menschen möglich ist. Keine noch so gute Kinderkrippe kann da mit.