Es hätte eine Fusion werden sollen, die in Richtung Gigantomanie gegangen wäre, wie sie Tirol nicht fremd ist: Es wäre um 132 Millionen Euro, weitere 64 Hektar Pisten, drei neue Seilbahnen, einen Skitunnel und einen Speicherteich gegangen. "Hätte" und "wäre", denn nun wurde die "Gletscher-Ehe" (welch ver-romantisierende Wortfindung!) der Pitztaler und Ötztaler Skigebiete abgeblasen.

Die Bevölkerung von St. Leonhard im Pitztal entschied – sehr knapp – gegen das Projekt und für den Gletscherschutz: Wie es um die Gletscherwelt bestellt ist, sieht man gerade in diesen Wochen anhand des Marmolata in den Südtiroler Dolomiten. Dort gab es am 3. Juli einen monumentalen Gletscherbruch, der letztlich elf Tote forderte. Nun gibt es dort eine neue Spalte, ein weiterer Abbruch droht, das gesamte Gebiet bleibt gesperrt und wird rund um die Uhr überwacht. Ja, unsere Gletscherwelt, einst Tafelsilber intakter Natur, wurde zum Intensivpatienten.

Dass (selbst) in Tirol nicht (mehr) alles geht, ist ein Indiz für neues Bewusstsein. Das Projekt hätte ohnehin adaptiert werden müssen, damit es die Umweltverträglichkeitsprüfung – in diesem Land häufig das letzte Stoppschild für ökologischen Irrsinn – überstanden hätte. Neue Skepsis zeigt Wirkung – auch in Gebieten, die auf den Tourismus angewiesen sind. "Es gibt eine gesamtpolitische Verantwortung, auf dieses Stimmungsbild zu reagieren", sagt der Grüne Landtagswahl-Spitzenkandidat Gebi Mair.

Hoch an der Zeit für neue Wege.