Heute ist der Welttag des Radios. Das sagt die Unesco. Für mich Grund genug, mich ihm ein wenig zu widmen. Die Nazis haben ja als Erste die Wirkung des Hörfunks entdeckt und genutzt. Via Volksempfänger spritzten sie ihr ideologisches Gift in die Ohren und Gehirne von Millionen. Aber auch in meiner Kindheit war Radio noch ein mächtiges Medium. Speziell auf dem Land galt der Satz: „Beim Radio ham’ses außag’sogt“ als Echtheitszertifikat einer Neuigkeit.

Und als mein Vater einmal per angezapftem Kapsch-Radio unsere kindliche Faschingsparty würdigte, gerieten wir völlig aus dem Häuschen.
Im Laufe meiner Adoleszenz kam dem Radio eine neue, wichtige Bedeutung zu. Radio Luxemburg und Radio Ljubljana spielten schon Popmusik, bevor Ö3 geboren war. Das klang dann in meinen Ohren so: „Snastava ansambl Manfreda Manna: Cha cha said the clown.“ Aber der Song kam dann auch.

In meinem langen Leben sind mir ja viele Medien begegnet: vom Schummelzettel übers Fernsehen bis zu orf.at. Als Ureinwohner von Ö1 ist Radio mir aber das Liebste geblieben. Und da bin ich nicht allein: Queen haben mit „Radio Gaga“ dem Medium ein Denkmal gesetzt, die Buggles mit „Video Killed Radio-Star“ wohl auch. Auf dem alten Kapsch funkelte das „Magische Auge“, das die Senderstärke anzeigte. Dennoch waren die Programme häufig von Störgeräuschen begleitet.

Das führte zu einem Witz. Bei einem Diplomaten-Empfang sagt einer: „Ich...viuw....viuw...freue mich, Sie...viuw...kennen...viuw...zu lernen.“
Dazu erklärt ein heimischer Kollege: „Das ist der albanische Botschafter, der hat über Kurzwelle Deutsch gelernt.“