Vermutlich kennen Sie die Redensart: Das Auge isst mit. Gemeint ist damit, dass schön drapierte Speisen den Gesamtgenuss erhöhen können. Ich denke daran, wie beim Anblick eines schlichten grünen Salates ein paar eingestreute Blätter der Ringelblume oder der Kapuzinerkresse die Assoziation mit einem blühenden Garten herstellen können.
Dieses Assoziative gibt es aber umgekehrt. Dass man Dinge auf den Teller bekommt, vor denen einem graust, weil sie einen an etwas erinnern.

Meine Mutter, selig, hätte nicht um die Burg eine Garnele gegessen, weil sie diese an Engerlinge, die Raupen des Maikäfers erinnerte. Überhaupt war sie, mit Ausnahme des Brathendls, eher abstrakten Fleischformen zugeneigt. Fischfilet ja, ganzer Fisch never ever!

Auch ich hatte eine starke Abneigung, die aus einer externen Beobachtung rührte: Wenn der Hirte des örtlichen Großbauern die Kuhherde vorbeitrieb und die Tiere auf den Asphalt defäkierten, erinnerte mich das so an Spinat, dass ich einen solchen dann nicht essen mochte.
Ein interessantes Erlebnis hatte ich jüngst mit unserem Enkel in einem griechischen Restaurant. Ich bestellte ein Moussaka für ihn, weil ich mir sicher war, dass er diese Mixtur aus Faschiertem, Erdäpfel, Bechamel und Melanzani mögen würde. Genau an Letzteren scheiterte das Essen. Felix bestand darauf, dass ihn die Auberginen an Fischhaut erinnerten, die er verweigerte.

Wirklich ideal ergänzen sich in dieser Hinsicht unser Schwiegersohn und ich beim Hendl-Essen. Chris liebt die Brustfilets und meidet die Keulen, bei mir ist es genau umgekehrt. Also bleiben von unserem Huhn keinerlei Reste.