Wie zu jedem Jahreswechsel habe ich auch heuer wieder den Wunsch, dass unsere Familie gut durch das neue Jahr kommt. Das Boot, auf dem wir vor langer Zeit Platz genommen haben, anfangs in ganz kleiner Besetzung, soll uns wieder sicher durch die Wogen des Lebens führen. Wie kann es gelingen? Unser Boot, so glaube ich, wird nur dann Bestand haben, wenn es gut und fest gebaut ist und alle Beteiligten ihren Beitrag leisten. Denn der Lauf des Flusses, auf dem wir unterwegs sind, ist unbekannt: Manchmal treiben wir in ruhigem Wasser, manchmal stürzen wir rasend schnell über Katarakte hinunter, manchmal geraten wir in einen gefährlichen Strudel, der uns nicht wieder loslassen will. Eine Fahrt mit einem Boot, auf dem Kinder mitreisen, bedeutet mehr Risiko, mehr Verantwortung, mehr Abenteuer – aber auch mehr Leben.

Auf unser Boot sind mit den Jahren immer mehr Menschen gekommen, die alle ein wenig den Kurs mitbestimmt haben: Freunde, Lehrer, Fußballtrainer, Jungscharbetreuerinnen. Manche haben uns nur kurz begleitet, andere sind noch an unserer Seite, wieder andere sind für immer gegangen. Wir wollen es nicht wahrhaben, wir winken ihnen traurig nach, lange Zeit denken wir noch an sie, manchmal bis ans Ende unserer Reise. Bei anderen macht es uns nichts aus, dass sie nicht mehr an Bord sind. Manchmal war es (und ist es immer noch) für uns Eltern nicht ganz einfach, den Kurs zu halten, man musste (muss) gegen den Wind kämpfen und gegen die Strömung.

Und plötzlich sind aus Kindern Erwachsene geworden, die den Sprung auf ihr eigenes Boot, geheimnisvoll und unbekannt, gewagt haben, das sie jetzt mit ihrem Lebenspartner teilen. Sie bestimmen jetzt selbst den Kurs ihrer Lebensreise, den zu halten gerade heute eine herausfordernde Aufgabe ist. Nun zeigt sich, ob es den Eltern gelungen ist, die Kinder stark zu machen für diesen Sprung. Zuversichtlich und optimistisch sollen sie ihn wagen, stets im Vertrauen darauf, dass es auf ihrer Reise mit unbestimmtem Ziel einen Ort gibt, an den sie immer zurückkehren können: nach Hause.