Sehr geehrte Damen und Herren,

ich war mehr als 30 Jahre als Krebsarzt und Forscher am LKH Uni Klinikum Graz tätig. Ich bedanke mich bei Frau Dr. Hubmer-Mogg für die Möglichkeit hier bei dieser Kundgebung zu Ihnen reden zu dürfen. Wir beide hatten bei der Kleinen Zeitung ein sehr heftiges Streitgespräch. Nichtsdestotrotz hat Dr. Hubmer-Mogg am Ende des Gesprächs meinen Vorschlag angenommen, hier an dieser Kundgebung als Redner teilnehmen zu können. Ich hoffe, man wird mir hier kurz zuhören. Vielleicht gelingt es mir, all jene anzusprechen, die Unsicherheit verspüren. Lassen Sie mich mit einer vielleicht überraschenden Behauptung beginnen: Es gibt gemeinsame Ziele von „Impfgegnern“ und „Impfbefürwortern“.

Ich gehe davon aus, dass nahezu jeder von Ihnen folgende Ziele verfolgt: Jeder Einzelne möchte bestmöglich durch die Pandemie kommen, jeder von uns möchte nicht an Corona erkranken; wenn doch, sollte die Erkrankung möglichst milde verlaufen. Wir alle möchten niemanden in unserer Umgebung infizieren. Wir möchten unsere Kinder vor einer möglichen Erkrankung schützen, aber auch eventuelle negative Folgen von Behandlungen vermeiden. Wir möchten medizinische Maßnahmen nur dann einsetzen, wenn deren Vorteile im Vergleich zu den Nachteilen deutlich überwiegen.


Jedes einzelne dieser Ziele wird auch von „Impfbefürwortern“ verfolgt. Wir haben sie also, diese gemeinsamen Ziele! Natürlich geht es ums „Wie“.

Die eine Gruppe sieht die Impfung als zentrale Säule der Bekämpfung der Pandemie, die andere Gruppe glaubt, begründete Alternativen zu kennen. Sie wissen natürlich, welchen Standpunkt ich hier vertrete – und ich stehe natürlich auch hier vor Ihnen – dazu: Ich bin der festen Überzeugung, dass das gezielte Training des Immunsystems - und nichts anderes ist die Impfung – möglichst vieler Menschen der entscheidende Schlüssel ist, um die Türe zu einem dauerhaften freieren Leben aufzustoßen.

Es ist hier und heute sicherlich nicht der Ort, im Einzelnen zu begründen, warum ich das so sehe. Aber glauben Sie mir, all die unglaublichen medizinischen Fortschritte in den letzten Jahrzehnten basieren auf sorgfältiger Forschung. Wir hätten keine Antibiotika, keine gerinnungshemmenden Medikamente und insbesondere keine höchst erfolgreichen Krebsmedikamente. Gerade in der Krebsbehandlung sind neueste Medikamente entwickelt worden, weil wir das Immunsystem des menschlichen Körpers besser denn je verstehen. Genau diese jahrzehntelange Erforschung hat es jetzt möglich gemacht, auch die hochwirksamen Covid-Impfstoffe in so kurzer Zeit zu entwickeln.

Wenn wir uns darauf verständigen können, die weltweit erstellten wissenschaftlichen Daten und Fakten anzuerkennen, ehrlich „Plus“, aber auch „Minus“ abzuwägen, dann bin ich überzeugt, dass noch viele der Fragenden, Suchenden und Ängstlichen den Weg zu einer Impfung finden könnten. Ich weiß sehr gut, dass die bevorstehende Impfpflicht, die von vielen als Damoklesschwert empfunden wird, nicht hilfreich ist, diesen Weg zu gehen. Dennoch: Wir sollten ihn gehen. Gemeinsam. Ich bitte Sie darum!

Wie schaffen wir es, die insgesamt Wenigen, aber umso Lauteren, denen es in Wirklichkeit gar nicht darum geht, die Pandemie gemeinsam zu bekämpfen, zu identifizieren und darauf zu reagieren?  

Die Antwort ist nicht ganz leicht zu geben. Wir können jedoch, sofern wir die Augen nicht ganz bewusst verschließen, all jene doch rasch erkennen, denen es nicht um den bestmöglichen Weg zur Erlangung obiger Ziele geht, sondern vielmehr um persönliche Profilierung, parteipolitisches Kalkül oder den mehr oder weniger verdeckten Kampf gegen jegliche Form der Obrigkeit.

Ich möchte meine Rede mit der Bitte schließen: Bleiben wir trotz der unterschiedlichen Standpunkte und auch Vorstellungen im Dialog, reden wir miteinander und halten unsere verständlichen Emotionen so sehr im Zaum, dass niemand zu Schaden kommt.

Herzlichen Dank, dass Sie mir zugehört haben!