Kürzlich machte ich eine Erfahrung, die ich nach dem Verlauf des in allen Einzelheiten fundamental ruckelnden und holpernden Jahres nur als sinnbildlich beschreiben kann. Ich bin ein schwieriger Einkäufer und habe mit sehr wenigen Ausnahmen die größte Freude daran, lange nachzudenken und dann etwas nicht zu kaufen. Erwerbe ich etwas, das nicht den Konventionen des unmittelbaren Überlebens dient, trete ich erst gegen mich selbst an. Vor einigen Wochen entschied ich mich nach einer Meniskusverletzung, die mich humpelnd und sportlich eingeschränkt machte, für einen mittelgroßen Sportgegenstand, den man gut zu Hause nutzen kann, bestellte und bezahlte denselben.

Nachdem ich mit mir selbst ausschweifend über die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit gestritten, mich überwunden und schlussendlich zur Vorfreude durchgekämpft hatte, kam ein winzigkleines Paket an. Dass es das Bestellte ob seiner beeindruckenden Miniaturmaße nicht enthalten konnte, galt ungeschaut als gesichert. Als ich es öffnete, lag im Karton die Bedienungsanleitung des Dinges – das Ding selbst aber fehlte. Auf der Servicenummer des Unternehmens erklärte mir eine über alle Maßen freundliche Frau mit glockenheller Stimme, auch wenn ich ihn bereits bezahlt hätte, gäbe es den Gegenstand nicht mehr und er käme auch nie wieder, aber die Bedienungsanleitung dürfe ich behalten. So lässt einen die Welt manchmal zurück – und nicht nur mit den kleinen Anekdoten des Irrelevanten – erklärt einem, wie man benutzt, was es nicht gibt, und lässt einen dafür bezahlen. Enttäuschung sei eine Funktion der Erwartung, sagt der Philosoph, und wenn es auch nicht immer stimmt, so stimmt es doch die meiste Zeit.

Es ist so und so eine Sache mit Bestellungen, mal erhält man etwas anderes, manches kann man nicht zurückschicken, einiges kommt nie an und die Garantie- und Gewährleistungsfragen bleiben kosmisch oft ungeklärt. Ich kannte einmal einen Regisseur, der bestellte gerne abstrakt erschütternde Großereignisse, unterhaltsame Katastrophen, außergewöhnliche Krisen beim Universum, weil er sich für die Reaktionen der Welt interessierte, die Arten der Verzweiflung beobachtete, es schlicht gerne brennen sah. Dass er diese Miseren mehr für andere als für sich selbst faszinierend fand, versteht sich.

Aber nicht immer wird der Mensch Opfer der eigenen Bestellungen, häufiger sind es die unaufgefordert eingesandten Ereignisse, Bösartigkeiten und Zumutungen von außen, die ihm große und kleine Probleme bereiten. Dann steht er mit weit von sich gestreckten Händen in der Welt und will die auf ihn einstürmende Wirklichkeit abwehren, eine unbeholfene Geste der Vergeblichkeit. Gegen die Urgewalt der Welt kommt man oft nicht an, und wenn das konkrete und abstrakte Bestellsystem fehlerhaft sind, muss man vielleicht wieder auf eine altmodische Praktik zurückgreifen: das Wünschen von besseren Tagen. Das bewahrt einen manchmal davor, dass man einsam in der Welt steht wie bestellt und nicht abgeholt.