Alle Mitglieder meines Haushalts, meine Familie also, sind in fast buddhistischem Sinne tierlieb. Fliegen und Wespen werden möglichst unverletzt ins Freie gescheucht, Spinnen zart hinausgetragen und zugelaufene Kätzchen ihren Haltern zurückgebracht, wenn sich diese eruieren lasse. Als sich neulich eine Maus im Arbeitszimmer eingenistet hatte, rückte ich aus, um eine Lebendfalle anzuschaffen. Neben dem Speck stellten wir dann auch ein Schälchen Wasser hinein, um allfällig stressbedingten Durst der Kleinen rasch zu löschen.

Mein Respekt und meine Zuneigung gelten auch den Bäumen. Ich zähle zwar nicht zu den Umarmern, aber wenn einer – aus welchem Grund auch immer – fallen musste, blutete mir das Herz. Der Abgleich zwischen der langen Wachstumszeit eines Baumes und seinem rasanten Tod, verleiht der Sache etwas ungemein Brutales. Neulich fegte ein Hagelsturm durch unser Tal und riss zwei uralte Thujen mit, die schon da waren, als wir einzogen und die mich die letzten 35 Jahre meines Lebens begleitet hatten. Sie hatten unserem eher kleinen Garten etwas Parkartiges verliehen.

Tags darauf sah ich, dass die Stämme innen schon etwas morsch gewesen waren, was zumindest ein kleiner Trost war.
Die Trümmer und Äste wurden weggeräumt und der ungewohnt leere Platz ödete mich an. Doch dann begann nach und nach die innerfamiliäre Debatte über eine Neugestaltung. Baum oder Gebüsch? Welcher oder welches? Und langsam keimte in mir Freude über einen diesbezüglichen Neubeginn. Eben dazu fiel mir ein tröstliches Zitat von Hermann Hesse ein: „Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde!“