Als greises Kind der Nachkriegsgeneration habe ich noch eine latente Mangelwirtschaft kennengelernt. Einkäufe waren von zwei Fragen bestimmt: Gibt es das Produkt überhaupt? Können wir es uns leisten? Wenn ich ins Kaufhaus Mayer um Senf geschickt wurde, linste ich schon von der Türe aus in die Vitrine, ob das große Glas mit dem Senf wohl nicht leer war und Frau Mayer sagen würde: Fridolin, morgen kommt wieder einer. Das hat sich gründlich geändert: Wenn Sie heute jemanden um Senf schicken, wird er aus dem Laden anrufen und fragen, welche der zwölf Sorten gewünscht sei.

Wir leben in einer multioptionalen Überflussgesellschaft; es gibt faktisch alles immer und in zahllosen Varianten. Überfluss fordert Unterhaltung. Der Handel reagiert längst darauf. Mit schmückenden Bezeichnungen und kleinen Tricks. Schon vor Jahrzehnten warb eine Firma aus dem Waschmitteldschungel damit, ihr Pulver wasche „weißer als weiß“.