Man kann sich die niederschmetternde Wirkung des Rassismus nicht vorstellen, wenn man davon nicht betroffen ist. Ein winziges Beispiel aus eigener Anschauung. Man sitzt mit einem Freund aus Somalia im Zug. Jeder in der Gruppe hat den gleichen Fahrschein. Bei der Kontrolle wird der Fahrschein des Somaliers drei Mal so aufmerksam inspiziert wie die seiner zwei Begleiter. Man ist irritiert, aber vergisst das Ärgernis. Bis zum nächsten Mal. Denn für ein Opfer des Rassismus bleibt es nicht dabei. Es erlebt so etwas vielleicht fünf Mal oder 50 Mal. Die Winzigkeit wird zur gewohnheitsmäßigen Erniedrigung. Der stetige Verdacht, die dauernde Exklusion verheert die Psyche. Es braucht keinen dramatischen Übergriff, sondern nur diese Kleinigkeit, um Menschen in die Dissidenz zu treiben. Wer möchte Teil einer Gesellschaft sein, von der man diskriminiert wird?