Guten Morgen!
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Zustand: vorübergehend out of order nach intensiven Tagen im bewegten Land, wildbewegten, schreibt die Süddeutsche. Daher hier kurze, formlose Notizen aus dem Halbprivaten, als kleine Empfehlungen weitergerreicht.

Feier zum 50er von Michael Fleischhacker in Wien. Schöner Abend im Grünen mit viel Hausmusik zwischendurch. Als Überraschungsgast Auftritt der Grazer Band Son Of The Velvet Rat, Lieblingsmusiker des Jubilars. Georg Altziebler heißt der charismatische Frontman, aber der Bandname klingt besser. Sehr amerikanischer, melancholisch-suggestiver Landstraßen-Folk Rock, Folk Noir, sagen die Kenner. Eine Zeitung schrieb: der beste Songwriter, den das Land hervorgebracht hat, aber eigentlich hat ihn L.A. hervorgebracht. Mischung aus Cohen, Dylan, Waits und steirischem Garage Rock. Reinhören auf Youtube, schönster Song des Abends: Are The Angels Pretty?

Zwischenstopp in der wunderbaren Klagenfurter Buchhandlung Heyn mit zwei akuten Empfehlungen: Florjan Lipus, Schotter. Und Slavoj Zizeks „Wie ein Dieb bei Tageslicht. Macht im Zeitalter des posthumanen Kapitalismus“. Das eine Buch: poetisches, beklemmend schönes Klagelied eines stillen Unversöhnten. Das andere: eine erhellende und inspirierende Auseinandersetzung des Laibacher Meisterdenkers mit dem Irrsinn der Welt, in der sich alles auflöst.

Zeitungslektüre: „Oida“ von Holger Gertz aus der Süddeutschen. Lesenswertes Zustandsbild über das zerrissene Österreich, wo sich Geschichte „in einen winzigen Zeitkorridor“ quetsche: Ibiza, Kanzlersturz, kopflose Republik, und dann stirbt auch noch Lauda, die letzte globale Ikone des Landes. Ergänzend: „Hämische Heuchler“ von Konrad Paul Liessmann in der Neuen Zürcher Zeitung. Der erfrischend undogmatische Philosoph wundert sich, dass die Video-Falle von Ibiza zu einem legitimen Akt zivilgesellschaftlichen Engagements hochstilisiert wurde und holt aus zur Gegenrede.

Und vielleicht noch ein verstohlener Gastro-Tipp mit der Bitte, dass er innerhalb der Morgenpost-Community (9500) nur in Tranchen abgearbeitet werden möge: Tavernetta Al Molo in Grignano, einer kleinen Marina-Bucht vor Triest. Lassen Sie Duino zur Abwechslung rechts liegen und fahren Sie an der Küstenstraße eine Weile weiter. Empfehlung, von Veit Heinichen geklaut.

Und sollten Sie so wie ich auf gute, starke Begräbnisberichte stehen, die einen ordentlich hernehmen: Lesen Sie heute in der Kleinen Zeitung die mehrseitige Reportage von Harald Schume über den Abschied von Niki Lauda. „Mehr Phönix geht nicht“, schreibt der Autor. Am besten, Sie laden sich dazu einen Song von Son Of A Velvet Rat herunter, idealerweise: Are The Angels Pretty?

Lichtere Tage wünscht aus dem Off