Am heutigen Tag wird mir die Metamorphose der Rolle, die Mütter und ihre Kinder im Lauf der Jahre füreinander spielen, ganz besonders bewusst. Ich denke zum Beispiel daran, wie ich unseren Ältesten auf den Schultern vom Spielplatz nach Hause getragen habe, weil der Kinderwagen von seinen jüngeren Brüdern okkupiert war. Als ich eineinhalb Jahrzehnte später nach seinem Maturaball in meinen Stöckelschuhen keinen Schritt mehr gehen konnte, nahm er mich beherzt in seine starken Arme und trug mich bis zu unserem Auto.
Oder daran, wie ich – leise fluchend – Benedikts mehrseitigen Visaantrag für die Amerikareise seiner Klasse erledigte. Vor Weihnachten hat er lässig am Handy den Flug nach Sizilien, das Geschwistergeschenk an uns Eltern, gebucht. Oder an den täglich frisch zubereiteten Gemüsebrei für unseren Nikolaus, der für das heutige Festmenü vier Pestokreationen kocht. An Antonia, die in Latein ihre Fachbereichsarbeit geschrieben hat, bei der ich ihr immerhin einige Tipps geben durfte. Dankenswerterweise hat sie mir meine Masterarbeit formatiert. Ohne sie hätte ich mein Ethikstudium nicht abschließen können.