Es mag absurd klingen, doch es ist so: Obwohl seit fast 30 Jahren unter UN-Ägide ums Weltklima verhandelt wird, war es bisher nicht möglich, in einem Beschluss festzuhalten, was die Ursache der Misere ist. Das Fördern und anschließende Verbrennen von Erdöl, Kohle und Gas, das die Hitzewallungen des Planeten immer weiter steigert, begleiteten die Klimakonferenzen über all die Zeit als sprichwörtlich gewordener Elefant im Raum, der stets anwesend war, dessen Existenz aber in keinem der Schlussdokumente explizit angesprochen wurde. Zu groß war der Widerstand dagegen. Bis heuer.

Ausgerechnet bei der Klimakonferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat der Schlusstext eine klare Sprache gefunden und ruft erstmals zur Abkehr von den fossilen Energieträgern auf. Viele hatten daran nicht mehr geglaubt, obgleich der Druck der meisten Staaten in diese Richtung heuer so groß war wie nie zuvor. Es war ein Match mit den fossilen Hardlinern, die sich um Saudi-Arabien geschart hatten, das bis zuletzt erbittert geführt worden ist. Dass am Ende ein Kompromiss zustande kam, darf sich die emiratische Verhandlungsführung auf die Fahnen heften.

Viele Unzulänglichkeiten

Doch ist das nun tatsächlich ein „historisches Ergebnis“, wie es Konferenzpräsident Sultan Ahmed Al-Jaber bezeichnete? Angesichts der Unzulänglichkeiten, die der Text nach wie vor aufweist, wäre diese Zuschreibung überzogen. So gibt es nach wie vor keine Festlegung, ab wann die Emissionen zu sinken beginnen sollen, es gibt keinen fixierten Kohleausstieg und in Summe ist auch die Sprache für die Abkehr von den fossilen Energieträgern als „Aufruf“ relativ milde gehalten. Doch der Text birgt das Potenzial, später einmal als historisch gefeiert zu werden.

Vorerst steuert Planet Erde immer noch auf eine Erhitzung von drei Grad zu, was weite, bisher dicht besiedelte Regionen unbewohnbar machen würde. Dass das so ist, weil seit Jahrzehnten hemmungslos Öl, Kohle und Gas verbrannt werden, stellen heute auch Saudi-Arabien und seine Mitstreiter nicht mehr in Abrede. Doch statt ihr Geschäftsmodell zu überarbeiten, geben die Regierungen Technikmythen zum Besten, wonach die Emissionen größtenteils abgeschieden und in Lagerstätten transportiert werden könnten.

Ein Mengenproblem

Dass sich das niemals ausgehen kann, zeigen schon die Dimensionen des Problems. Jährlich werden weltweit rund 40 Milliarden Tonnen CO₂ ausgestoßen. Das entspricht etwa der vierfachen Masse des gesamten Gütertransports auf den Weltmeeren. Solche Mengen zu verarbeiten, würde jede Infrastruktur des Planeten auf Jahrzehnte überfordern. Es führt kein Weg daran vorbei, mit dem Verheizen fossiler Ressourcen aufzuhören. Die meist extrem teuren technischen Lösungen, von CO₂-Speicherung über Wasserstoff bis hin zu E-Fuels, wird man ebenso händeringend brauchen – allerdings zielgerichtet eingesetzt in jenen Bereichen, die sich sonst nicht dekarbonisieren lassen, und bestimmt nicht in Automotoren oder Heizungskellern.

Die 28. Klimakonferenz hat diese Umstände erstmals grundsätzlich anerkannt, die Staatengemeinschaft hat damit geliefert. Jetzt liegt es an den Staaten selbst, dem Beschluss und all seinen Zuschreibungen gerecht zu werden.