Der Tod von Diana vor 20 Jahren schockierte Großbritannien und die Welt - und wurde für das britische Königshaus zu einem Weckruf. Denn nach dem tödlichen Autounfall der "Königin der Herzen" brachten die Royals ihre Landsleute mit tagelanger Funkstille gegen sich auf. Steif, unnahbar, kaltherzig wirkte die Königsfamilie im Moment der Trauer.

"Sie musste sich modernisieren"

Dianas Tod wurde zum Anlass für eine Umwälzung der Öffentlichkeitsarbeit des Buckingham-Palasts. Heute wird das Image des Königshauses von einer gut geölten PR-Maschinerie bestimmt. "Paradoxerweise waren es der Tod der 'Prinzessin des Volkes' und die folgenden Gefühlsausbrüche, die die Königsfamilie zur Anpassung gezwungen haben", sagt PR-Experte Mark Borkowski. "Sie musste sich modernisieren."

Es war der frühe Morgen des 31. August 1997, als die Nachricht von Dianas Tod nach einem Autounfall in Paris die Briten erschütterte. Im ganzen Land flossen Tränen, vor dem Buckingham-Palast in London und dem Kensington-Palast, der Residenz von Lady Di, legten Trauernde tausende Blumensträuße nieder.

Von der britischen Königsfamilie kam - nichts. Queen Elizabeth II. und der von Diana geschiedene Prinz Charles blieben zurückgezogen im schottischen Anwesen Balmoral, wo sie die Sommerwochen verbrachten, und verzichteten auf jede öffentliche Reaktion.

"Die Königsfamilie hat uns fallengelassen"

Dass am Buckingham-Palast die Flaggen nicht auf Halbmast gesetzt wurden, erboste die Briten. "Die Königsfamilie hat uns fallengelassen", zürnte das Boulevardblatt "Sun". Erst am Tag vor der Beisetzung ihrer einstigen Schwiegertochter wandte sich Elizabeth II. in einer höchst ungewöhnlichen Fernsehansprache an ihre Landsleute.

"Wenn die Windsors nicht ihre Lektion lernen, dann werden sie nicht nur Diana bestatten, sondern auch ihre eigene Zukunft", warnte die Zeitung "The Guardian", zumal sich in der Zeit fast jeder Vierte Brite für eine Abschaffung der Monarchie aussprach. Und das Königshaus reagierte.

PR-Experte Borkowski erzählt, früher habe ein gängiger Witz gelautet, dass am Wochenende, wenn Boulevardblätter die wichtigsten People-Geschichten beispielsweise über Diana veröffentlichten, in der königlichen Pressestelle nur der Anrufbeantworter drangegangen sei. Die Mitarbeiter ließen an Freitagen um 17.00 Uhr die Stifte fallen.

PR-Profis übernahmen das Kommando

Nach Dianas Tod begriff das Königshaus, dass es die Hoheit über die Nachrichten zurückerlangen musste. Im trägen Pressedienst der Royals wurde aufgeräumt, PR-Profis übernahmen das Kommando. "Alles wurde revolutioniert", sagt Dianas früherer Privatsekretär Patrick Jephson. "Die Monarchie ist mehr und mehr das Produkt einer sehr ausgeklügelten Informationskampagne."

Das Ziel: Positive Informationen und schöne Geschichten über die Monarchie verbreiten und zugleich die Privatsphäre der Royals so gut wie möglich schützen. Insbesondere die Queen, die lange den Ruf hatte, mehr Mitgefühl für ihre Hunde und Pferde aufzubringen als für ihr Volk, sollte menschlicher erscheinen.

Auch der als ungelenk und distanziert verschrieene Charles ließ sich sein Image aufpolieren. "Er hat enorm viel Geld ausgegeben, damit sehr raffinierte, professionelle, politische Spindoktoren sich um sein Ansehen kümmern", sagt Jephson.

William & Kate als royaler Glücksfall

"Sie wollten eine zugänglichere Familie sein", sagt PR-Experte Borkowski. Die Offensive trug Früchte: Die Briten stehen heute fest hinter ihrem Königshaus, Elizabeth II. genießt 65 Jahre nach ihrer Thronbesteigung großes Ansehen in der Bevölkerung. Dianas Biograf Andrew Morton sagt, insbesondere die Prinzen William und Harry ließen die Royals "menschlicher, nahbarer" erscheinen.

Ein Glücksfall ist natürlich auch Williams Ehe mit Kate: Das Paar wirkt sympathisch, modern und volksnah. Die Hochzeit 2011 und die Geburt der beiden Kinder George und Charlotte ließen sich wunderbar verkaufen - von einer perfekt laufenden PR-Maschinerie, die nach dem Tod von Williams Mutter Diana vor 20 Jahren angeworfen wurde.