Und auch wenn sie zunehmend Termine an Mitglieder der Familie abgibt, hat sich die beliebte Königin mit dem Faible für farbenfrohe Hüte bisher keine Amtsmüdigkeit anmerken lassen. Und auch nach mehr als 64 Jahren Tätigkeit als Monarchin und in einem Alter, wo viele schon seit Jahrzehnten ihren Ruhestand genießen, ist eine Abdankung der britischen Königin nicht zu erwarten, sind sich Experten einig.

"Ich glaube, das ist unwahrscheinlich", sagte der Historiker Andrew Thompson von der Universität Cambridge zur APA. Zum einen, weil Elizabeth dazu erzogen worden sei, ihre Rolle als Monarchin sehr stark aus einem Verständnis familiärer Pflicht heraus zu sehen, zum anderen aber auch "als eine Art lebenslange Verpflichtung". Bereits jetzt übernähmen jedoch die jüngeren Generationen im Königshaus - wie Thronfolger Prinz Charles sowie Prinz William und seine Frau Kate - immer mehr repräsentative Aufgaben und würden dadurch öffentlich sichtbarer. Dass Prinz William irgendwann direkt seiner Großmutter als König nachfolgen und der mittlerweile 67-jährige Thronfolger Prinz Charles übersprungen werden könnte, halten weder Thompson noch Mortimore für wahrscheinlich. 

Queen Elizabeth II. mit ihren zwei jüngsten Enkelkindern und ihren fünf Urenkeln
Queen Elizabeth II. mit ihren zwei jüngsten Enkelkindern und ihren fünf Urenkeln © 2016 Annie Leibovitz via AP

Auch wartet Prinz William nicht sehnsüchtig darauf, den Thron zu besteigen. Das sagte die Nummer zwei in der britischen Thronfolge in einem Interview mit der BBC gestern. Wenn seine Großmutter die Entscheidung treffen würde, ihm mehr Verantwortung zu übertragen, sei er aber mehr als bereit, sie anzunehmen. 

Als Elizabeth Alexandra Mary, genannt "Lilibet", am 21. April 1926 geboren wurde, standen ihre Chancen auf den Einzug in den Buckingham-Palast schlecht. Sie war die dritte in der Thronfolge nach ihrem Onkel Edward und ihrem Vater. Doch Edward VIII. dankte als König ab, um die geschiedene US-Amerikanerin Wallis Simpson heiraten zu können. Sein Nachfolger wurde Elizabeths Vater Albert (als George VI.).

1952 machte der plötzliche Tod Alberts die 25 Jahre alte Prinzessin über Nacht zu Queen Elizabeth II. Heute ist sie die dienstälteste der amtierenden europäischen Monarchen. Sie erlebte den Zweiten Weltkrieg, den Zerfall des britischen Weltreichs und den Kalten Krieg. Als Königin sah sie zwölf Premierminister kommen und gehen. Die Welt veränderte sich, die Queen blieb.

Alles unter Kontrolle

Unzählige Termine hat die Queen in all den Jahren absolviert, oft wirken ihre Gesichtszüge wie eingefroren. Denn als Königin muss sie alles unter Kontrolle haben - und darf keine Gefühle zeigen.

Dies scheint selbst im Privaten zu gelten, auch gegenüber ihren vier Kindern Charles, Anne, Andrew und Edward. Thronfolger Charles beschwerte sich einmal bitterlich darüber, dass er von seiner Mutter nie wirkliche Zuneigung erfahren und eine "elende Kindheit" erlebt habe. Nur zweimal am Tag sei er als Kind zu seiner Mutter vorgelassen worden, verabschieden musste er sich mit einem Diener.

Die Queen mit ihrer 65-jährigen Tochter Anne, Princess Royal
Die Queen mit ihrer 65-jährigen Tochter Anne, Princess Royal © 2016 Annie Leibovitz via AP

Doch nicht nur Charles hätte sich mehr Liebe gewünscht, auch den Briten war ihre Monarchin oft zu steif. "Mehr Gefühl" hätte sich das Volk beispielsweise von seiner Regentin erwartet, als diese 1997 äußerlich ungerührt den Tod ihrer Ex-Schwiegertochter Prinzessin Diana hinnahm. Erst als Hunderttausende auf der Straße um ihre "Königin der Herzen" trauerten, rang sich Elizabeth zu einer Fernsehansprache durch - und hatte dabei Mühe, den richtigen Ton zu treffen.

Die Queen mit ihren vier Hunden Willow, Vulcan, Candy und Holly auf Schloss Windsor
Die Queen mit ihren vier Hunden Willow, Vulcan, Candy und Holly auf Schloss Windsor © 2016 Annie Leibovitz via AP

Positive Eigenschaften

Doch diese Zeiten sind vorbei, viele Briten sehen inzwischen gerade in der stoischen Pflichterfüllung eine der positiven Eigenschaften ihrer Königin. Das Gefühlige überlässt sie lieber ihren Enkelkindern und Urenkeln. Vor allem die Hochzeit von Prinz William und Kate sowie die Geburt ihrer Kinder George und Charlotte ließ die Briten jubilieren. Über George verriet dessen Mutter in einer BBC-Dokumentation, dass der knapp Dreijährige seine Uroma "Gan-Gan" nennt.

Inzwischen haben die Monarchin und ihr 94-jähriger Mann Prinz Philip schon viele Aufgaben an die folgenden Generationen übertragen. Ans Aufhören aber denkt Elizabeth II. offenbar nicht, der inzwischen 67-jährige Charles wird sich vorerst weiter mit der Rolle des Thronfolgers begnügen müssen. Damit hält sich Elizabeth II. nur an ein Versprechen, das sie den Briten schon 1947 in einer Rede zu ihrem 21. Geburtstag gegeben hat: "Mein ganzes Leben, sei es kurz oder lang, werde ich in Euren Dienst stellen."

Von Antje Gemeinhardt/AFP, Alexandra Frech/APA