Die Stadt hat sich aufgedonnert, als müsste sie einen Schönheitswettbewerb gewinnen. Dabei ist Stockholm auch ohne Make-up eine nordische Schönheit. Überall Blumen, rund ums Königsschloss Buchsbaum-Kränze auf Straßenlaternen, mit gelben und blauen Bändern. Kein Papierl auf dem Kopfsteinpflaster in der Altstadt, die Zahl der Straßenkehrer vor der "größten Show, die es hier je gab", wie ein Bewohner kopfschüttelnd, aber doch schmunzelnd feststellt, wurde vor der Hochzeit ihrer Kronprinzessin Victoria verdoppelt.

Aber nicht nur die Gästeliste ist ein Who is Who der Aristokratie aus aller Welt mit zehn amtierenden Monarchen, 103 Verwandten des schwedischen Königshauses, dem Hochadel aus aller Welt und immerhin auch einem knappen Dutzend Verwandter von Daniel Westling. Auch die Zahl der akkreditierten Journalisten (2300) und TV-Stationen, die von der Hochzeit des Jahres berichten, suggeriert den Stockholmern: Putz' dich heraus! Die kolportierten zwei Millionen Euro für das Riesenfest, die sich Brautvater und Staat teilen, also der Steuerzahler, müssen wieder hereinkommen. Schließlich wird schon seit drei Tagen mit Glanz und Gloria gefeiert. Auch Premier Fredrik Reinfeldt ließ sich nicht lumpen und bat Königs samt royalem Anhang erst ins Rathaus zum Empfang, dann zum Gala-Diner und abends noch zum Fest im Konzerthaus.

Schwedens Emanzipation

Auch wenn Anti-Monarchisten heute eine Anti-Hochzeit im Lokal - nomen est omen - "Republik" in Stockholm organisieren, weil ihnen "Hauptberuf König" zu wenig Legitimation ist, um von allen durchgefüttert zu werden: Auf den Straßen der Stadt ist zu spüren, dass die Bewohner ihre "Blaublütigen" mögen. Nicht nur den Älteren, denen es auch wichtig ist, "dass die Kronprinzessin, immerhin schon 32, endlich unter der Haube ist", wie eine gepflegte Dame erklärt. Eine Studentin aus Uppsala sagt, dass die Hochzeit von Victoria auch ein Zeichen von Emanzipation ist: "Anfangs waren ja alle gegen die Affäre mit dem Fitnesstrainer aus Ockelbo. Sogar unser Premier - was geht das den an? Aber Victoria hat gesagt: Basta, ich mache, was ich will."

Allerdings kann man sich das resolute "Basta!" als Nicht-Schwede nicht so gut vorstellen, eher ein "I will, i will, i will aber!", denn Victoria und Daniel haben nur einen Gesichtsausdruck auf Lager, wenn sie aus ihrem Volvo mit den verdunkelten Scheiben steigen, der sie von einem Staats-Date zum nächsten bringt: Lächeln. Gottes Segen, auf all ihren Wegen.

Das wünscht den beiden und sich selbst auch der Stockholmer Edel-Gastronom Stefano Catenacci, der den berühmten "Operakällaren" führt. Er ist mit seinem 40-köpfigen Team für das Hochzeitsessen verantwortlich: "Wenn heute etwas schiefgeht, kann ich mich aufhängen", sagt er trocken. Da er schon am Donnerstag mit den Vorbereitungen begonnen hat, wird schon nichts schiefgehen.

Bleibt nur noch das Restrisiko Wetter. Zuletzt schüttete es wie aus Kübeln. Das Flugzeug mit Königin Sonja von Norwegen an Bord wurde auf dem Weg nach Stockholm sogar von einem Blitz getroffen, passiert ist letztlich nichts. Dass es heute aber noch am Himmel hoch hergehen wird, ist gewiss: Ab 23 Uhr gibt es ein Riesen-Feuerwerk - für alle. Ein guter Monarch weiß schließlich, wie man sein Volk bei Laune hält. Leitartikel Seite 8