An seinem 90. Geburtstag gibt Prinz Philip nachmittags einen Empfang für ein Taubstummen-Institut und abends ein Dinner mit Obristen der Armee. Der Ehemann der Queen, Schirmherr von 800 Vereinen, könnte das ganze Jahr mit solchen Terminen füllen. Oft lässt er es aus Altersgründen nun bei einer Grußbotschaft bewenden. Etwa, als eine Zeitung ihn zum "Oldie des Jahres" wählte. "Nichts hebt die Moral mehr als die Erinnerung, dass die Jahre vergehen und die Teile allmählich vom Körpergestell fallen", schrieb er.

In den letzten Wochen konnten die Briten den Herzog gut bei der Arbeit beobachten. Mit Barack Obama schritt er die Ehrengarde hinter dem Buckingham-Palast ab - rüstig, aber im respektvollen Zwei-Schritt-Abstand, der auch sein Leben mit der Queen definiert. Bei der Royal Wedding in der Westminster Abbey ließ er die Augen wachsam wie ein Adler schweifen, aber in die schwankende Kutsche musste man ihn doch hineinschieben. Beim Staatsbesuch mit der Queen in Irland sagte er zu einer Gruppe von Studenten, die ohne den üblichen irischen Akzent sprachen: "Ihr seid wohl keine Eingeborenen." Darauf warteten die Zeitungen nur und reihten die Bemerkung in die Liste von Philips berühmten Fauxpas ein.

Wenn Philip in einen Raum komme, wolle er wenigstens eine Person zum Lachen bringen, sagen seine Freunde. Nicht immer klappt das. Heute noch wird ihm angekreidet, dass er zu Austauschstudenten in China sagte: "Passt auf, dass ihr keine Schlitzaugen bekommt!" "Wo hast du diesen Hut gefunden?", soll er gescherzt haben, als die Queen 1953 feierlich gekrönt wurde.

Auch mit seiner unsentimentalen Direktheit kann Philip die Menschen aus der Fassung bringen. "Freude?", bellte er, als ein TV-Interviewer fragte, welcher Ehrenposten ihm am meisten Spaß mache. "Ich mache das nicht zum Amüsement. Wichtig ist, dass die Kunden zufrieden sind."

Als der Interviewer sich voll Anteilnahme nach Philips schwerer Kindheit erkundigte, winkte dieser ab: "Für mich war es normal. Ich hatte ja keinen Vergleich." Die Geschichte von Prinz Philips Lebens ist die Verwandlung eines wurzellosen, verarmten Halbwaisen der europäischen Hocharistokratie in einen englischen Gentleman: schneidig noch im hohen Alter, geschniegelt und, wenn es sein muss, schärfster Arroganz. Unsentimental, pragmatisch, mit einem Hang zum Unkonventionellen. Die Briten ärgert eigentlich nur, dass Philip kein richtiger Engländer ist.

Schwierige Kindheit

Philip war ein Jahr alt, als sein Vater, Prinz Andreas von Griechenland, ins Exil musste. Die Ehe von Philips Eltern war zerrüttet.

Der Vater lebte mit einer Mätresse in Monaco, die Mutter, Alice von Battenberg, wurde als "hysterisch" ins Sanatorium eingeliefert. In Paris besuchte Philip die US-Schule und sprach mit seinen vier älteren Schwestern deutsch, französisch, griechisch, englisch - alles durcheinander. Großvater König Georg I. von Griechenland war eigentlich Däne, die Großmutter Russin, die mütterlichen Großeltern, Prinz Louis Battenberg und Viktoria von Hessen-Darmstadt, deutsch-englisch. Dann kam Hitler und Philip, der als Kind "immer lachen musste, wenn die Deutschen den Hitlergruß machten", floh nach England. 1943 lernte er die Queen bei einem Fest kennen. Er war ein Prinz, aber Geld für einen anständigen Anzug hatte er nicht.

"Die Queen war absolut verknallt", berichtete eine Bekannte in einer britischen TV-Dokumentation. 1946 gab Philip seine europäischen Adelstitel auf, konvertierte zum anglikanischen Glauben und übernahm den anglisierten Familiennamen seiner mütterlichen Vorfahren, Mountbatten. Dann erst konnte geheiratet werden.

Heute feiern die Briten Philip als Stütze der Queen und Nationalmonument. Einen Dankgottesdienst zum 90. Geburtstag in der St. Paul's Kathedrale lehnte Philip mit der gewohnten Zurückhaltung ab. Gefeiert wird mit der Royal Family in der Schlosskapelle von Windsor.