Die Hochzeit wird eine der größten - und teuersten -Sicherheitsoperationen in der Geschichte Scotland Yards, obwohl die Hochzeitsroute vom Buckingham Palace zur Westminster Abbey nur 2,1 Kilometer lang ist. Prinz Charles und Diana waren 1981 zur St. Paul's Cathedral per Kutsche 3,4 Kilometer unterwegs.

Aber noch nie war die Gefahrenlage so komplex. Großbritannien steht wegen möglicher Al-Kaida-Terroranschlägen dauerhaft unter der zweithöchsten Sicherheitsstufe. Islamische Extremisten haben insbesondere die königliche Familie "wegen ihrer Unterstützung des Afghanistankrieges" als Ziel identifiziert. "Der Tag, von dem die Nation so lange träumte, wird ein Albtraum werden", drohte die Organisation "Muslime gegen Kreuzzüge". Eine Demonstration einer Islamistengruppe am Tag der Hochzeit wurde verboten.

"Gegenparty"

Aber auch englische Anarchisten und Antikapitalisten wollen die Hochzeit stören und haben eine "Gegenparty" angekündigt. Sie sind von den Protesten gegen Sparmaßnahmen und neue Unigebühren beflügelt und haben gelernt, mit Twitter und Facebook in kürzester Zeit überraschende "Flashmobs" zu organisieren - wie bei der Attacke auf die Limousine von Prinz Charles am Rande von Demonstrationen im Dezember. Auch irische Terroristen wollen mitmischen, die seit einigen Monaten wieder auf dem Kriegspfad sind. Aber zu den größten Gefahren zählt die Polizei isolierte "Stalker" und Promibesessene - vielleicht einen der rund 10.000 Menschen mit mentalen Problemen, die jährlich Briefe an die Queen schreiben.

Nicht zuletzt muss die Polizei den Personenschutz für 70 bis 80 VIPs gewährleisten. Für das Goring Hotel, wo die Braut die Nacht vor der Hochzeit verbrachte, ist eine besondere Polizeioperation geplant.

"Dies ist ein Tag des nationalen Feierns", warnte Einsatzleiterin Lynne Owens potenzielle Störer. Die 44-jährige Polizistin im Rang eines stellvertretenden Polizeipräsidenten setzt darauf, dass die große wohlwollende Menge die beste Waffe der Polizei sein wird. "Wenn irgendjemand etwas Verdächtiges sieht oder etwas, was auf kriminelle Akte hindeuten könnte, hoffen wir, dass das sofort einem Polizeibeamten mitgeteilt wird." Als vor ziemlich genau 20 Jahren bei der "Trooping the Colour"-Zeremonie der 17-jährige Marcus Serjeant sechs Schüsse aus einer Schreckschusspistole auf die Queen abgab, überwältigten ihn Bürger, ehe die Polizei an ihn herankam.

Vorbeugen ist besser

Seit Tagen wird die Hochzeitsroute von Sicherheitsbeamten gesichert. Kanaldeckel, Ampelanlagen, Laternenpfähle werden untersucht und versiegelt. Auf Dächern und in den - größtenteils öffentlichen - Gebäuden auf der Strecke werden Scharfschützen und Beobachter mit Ferngläsern und Videokameras postiert. Weiträumig wird das Geschehen auf Londons dichtem Netz von Überwachungskameras beobachtet. Nach dem Motto "Vorbeugen ist besser als Heilen" haben Sonderpolizisten des "Beurteilungszentrums für Obsessive" begonnen, amtsbekannte Monarchiefanatiker zu Hause zu besuchen und zu befragen. Beobachter bezweifeln, dass die offizielle Schätzung der Sicherheitskosten von 20 Millionen Pfund reicht.

Umstritten sind weitreichende Sonderbefugnisse, von denen die Polizei aufgrund der Antiterrorismusgesetze Gebrauch machen will. Notorische Störer der Anarchoszene sollen ähnlich wie Fußballrowdys schon vor der Hochzeit abgefangen und an der Reise nach London gehindert werden. Personen können bei dem geringsten Verdacht nicht nur befragt und durchsucht, sondern auch verhaftet werden.

Ein Vermummungsverbot ist in Kraft. Neben Tausenden Polizisten, die in feierlichen Umhängen die Strecke säumen, sind Hunderte Polizisten in Zivil in der Menge. Die Pagen, die hinten auf den Kutschen stehen, sind ausgebildete Sicherheitsbeamte, die im Notfall nicht davor zurückschrecken, ihre Waffen zu zücken.