Wenn Michael und Carole Middleton am Freitagabend nach der Hochzeit ins Goring Hotel gleich hinterm Buckingham Palace zurückkehren, wird der Moment ihrer größten Nähe zum Königshaus vorbei sein. Einen Tag lang standen sie als Brauteltern an der Seite der Queen und des Duke of Edinburgh.

Nun dürften die Middletons schnell wieder aus dem Rampenlicht verschwinden. Nach allem, was man von den Spencers weiß, von Major Ferguson, dessen Tochter Sarah Prinz Andrew heiratete, oder dem einstigen Reifenhändler Christopher Bournes Rhys-Jones, dessen Tochter Sophie Gemahlin von Prinz Edward wurde, bleibt man als Schwiegereltern eines Royals doch in sehr entfernter Verwandtschaft.

Für die beiden einstigen British-Airways-Angestellten ist es trotzdem ein gewaltiger sozialer Sprung. Carole, die ehemalige Stewardess, hat jetzt weniger Zeit, in ihrem Party-Accessoires-Versand "Party Pieces" zu arbeiten. Öfter wird sie von Paparazzi in London beim Shopping mit Tochter Pippa gesichtet.

Das Haus im bürgerlichen Bucklebury, stattlich, aber mit einem Wert von einer Million Pfund für diese Gegend auch keine so großartige Sache, wird verkauft. Die Middletons suchen etwas Herrschaftlicheres. Sie sollen sogar mit dem 4,7 Millionen Pfund (5,3 Millionen Euro) teuren Bolehyde Manor liebäugeln, in dem Camilla, die Geliebte und heutige Frau von Prinz Charles, ihre Familie großzog.

Ein solcher Sozialaufstieg zieht natürlich die Neider an. Lästerer verglichen die Middleton-Damen Carole und die Töchter Kate und Pippa mit Glyzinien: schön anzusehen, wohlduftend und exzellente Kletterer. Als 2007 die Trennung von William und Kate bekannt wurde, gab die Presse Carole die Schuld.

Kritik am Kaugummi

Als die Middletons zu Williams Abschluss nach der Offiziersausbildung in Sandhurst eingeladen waren, sei die Queen entsetzt über Kates Kaugummi kauende Mutter gewesen. Plötzlich wurden die Middletons von Williams "aristokratischen Freunden" als "aufdringlich, ziemlich gekünstelt und schrecklich bürgerlich" beschrieben.

Wie sind die Middletons zu ihrem Geld gekommen? Wie konnten sie alle drei Kinder auf eine der teuersten englischen Privatschulen schicken - allein für Kate für 280.000 Euro? War Carole, geborene Goldsmith, nicht die Enkelin eines Bergzimmermanns, der in den Kohlebergwerken von Durham arbeitete, ehe er in London ein besseres Leben suchte?

Die Tochter des Bergarbeiters, Caroles Mutter Dorothy, wurde im Familienkreis schon "Lady Dorothy" genannt, weil sie etwas anspruchsvoller war und ihren Ehemann Ronald, einen Bauunternehmer, auf Trab hielt. Dorothy feierte ihre Hochzeit noch arbeitermäßig im Pub. Tochter Carole feierte ihre Hochzeit mit dem Flughafenangestellten Michael Middleton in einem angemieteten Herrenhaus und fuhr mit der Pferdekutsche vor. Nun setzt Kate diese Tradition fort.

Aber so ganz stimmt die Geschichte von den Middletons als Selfmade-Millionären nicht. Michael war für Carole eine exzellente Partie. Seine Großmutter Olive Lupton, Tochter eines reichen Wollkaufmanns, hinterließ ein Vermögen von über neun Millionen Pfund im heutigen Wert.

Der anspruchsvolle Lebensstil der Middletons, die sündhaft teure Privatschulerziehung, die regelmäßigen Urlaube auf Mustique, dem Traumziel britischer Promis in der Karibik, die Stadtwohnung, die sie Kate im teuren Chelsea kauften, das wurde nicht nur durch Angestelltengehälter und das Internet-Versandgeschäft finanziert, auch wenn Michael durch die Vermarktung seiner Kundenkartei - wohlsituierte Mütter, die teure Kinderpartys organisieren - extra verdiente.

Aber warum die Häme gegen die Middletons? Carole sorgte dafür, dass Kate ein stabiles Familienleben hatte und die Beine auf dem Boden behielt. Als sie in ihrer ersten Privatschule, Downe House, als "Bohnenstange" gehänselt und wegen ihrer Zahnspange gemobbt wurde, riet die Mutter: "Lächle und ertrage es."

Der Weg zum Erfolg

Aber auf eine andere Schule kam sie doch, das noch bessere Marlborough College, das auch die Frau von Premier Cameron besuchte. Carole gab Kate die Zähigkeit, die Geduld und die Fähigkeit, Spott zu ertragen.

Auch als William sie zweimal sitzen ließ, bevor er sich endlich entschied, bewährte sich das Motto von Mutter Carole: Schläge muss man wegstecken können, am besten mit einem Lächeln. Je näher die Hochzeit rückt, desto mehr Respekt haben sogar die arrogantesten Engländer vor Carole Middleton. Die 56-Jährige wurde zu einer Art Modeidol für ältere, attraktiv gebliebene Damen.